Papst kritisiert Gendertheorie

Trotz Kirchenneutralität hält AGENS es für notwendig, zwei oberste Instanzen aus aktuellem Anlass  zum Thema Gender zu zitieren:

  • In einem offenen Brief (zum Thema Gleichgeschlechtliche  Ehe) an   die französische Regierung  schrieb kürzlich der Großrabbiner von Frankreich Gilles Bernheim über die wahre Natur der derzeitigen Familienkrise:  die Gendertheorie, die es dem Menschen ermöglicht, neben Mann und Frau weitere Gesclechtsidentitäten zu wählen.
  • Diese Aussage  griff Papst Benedikt XVI in seiner Ansprache vor der römischen Kurie am 21.12.2012 auf  für eine offizielle Stellungnahme des Papstes  zum Thema Gender auf(Quelle: RadioVatikan v. 22.12.12):

„…….Der Großrabbiner von Frankreich, Gilles Bernheim, hat in einem sorgfältig dokumentierten und tief bewegenden Traktat gezeigt, dass der Angriff auf die wahre Gestalt der Familie aus Vater, Mutter, Kind, dem wir uns heute ausgesetzt sehen, noch eine Dimension tiefer reicht. Hatten wir bisher ein Missverständnis des Wesens menschlicher Freiheit als einen Grund für die Krise der Familie gesehen, so zeigt sich nun, dass dabei die Vision des Seins selbst, dessen, was Menschsein in Wirklichkeit bedeutet , im Spiele sind. Gilles Bernheim zitiert das berühmt gewordene Wort von Simone de Beauvoir: „Man wird nicht als Frau geboren, sondern man wird dazu (gemacht)“. In diesen Worten ist die Grundlegung dessen gegeben, was man heute unter dem Stichwort „Gender“ als neue Philosophie der Geschlechtlichkeit darstellt. Das Geschlecht ist nach dieser Philosophie nicht mehr eine Vorgabe der Natur, die der Mensch annehmen und persönlich mit Sinn erfüllen muss, sondern es ist eine soziale Rolle, über die man selbst entscheidet, während bisher die Gesellschaft darüber entschieden habe. Die tiefe Unwahrheit dieser Theorie und der in ihr liegenden anthropologischen Revolution ist offenkundig. Der Mensch bestreitet, dass er eine von seine Leibhaftigkeit vorgegebene Natur hat, die für das Wesen Mensch kennzeichnend ist. Er leugnet seine Natur und entscheidet, dass sie ihm nicht vorgegeben ist, sondern dass er selber sie macht…….

…….Nun gilt, nicht Gott schuf sie als Mann und Frau; die Gesellschaft hat es bisher getan, und nun entscheiden wir selbst darüber, Mann und Frau als Schöpfungswirklichkeiten als Natur des Menschen gibt es nicht mehr. Der Mensch bestreitet seine Natur. Er ist nur noch Geist und Wille. Die Manipulation der Natur, die wir heute für unsere Umwelt beklagten, wird hier zum Grundentscheid des Menschen im Umgang mit sich selber. Es gibt nur noch den abstrakten Menschen, der sich dann so etwas wie seine Natur selber wählt………..“

Gott habe den Menschen, so der Papst weiter,  als sich ergänzend, als Mann und Frau, geschaffen. Wer diese Dualität bestreite, bestreite auch die Wirklichkeit von Familie, auch das Kind verliere damit „seinen Ort und seine Würde“.

AGENS meint:

Eine kleine Sensation: zwei Kirchenobere nehmen Stellung zur Gendertheorie. Anlass war für Beide war: der Angriff der homosexuellen Szene auf die Familie. Kein Wunder, die homosexuelle Lebensweise kann  „Normalität“ nur  erlangen über die Ideologie  einer  freien Geschlechtswahl. Das bedeutet  die Möglichkeit,  neben Mann und Frau, auch andere „Identitäten“ wie Homosexualität   zu „wählen“.
Obige Aussagen  der Religions-Oberhäupter  heben sich wohltuend von den bisherigen Aussagen deutscher Kirchenoberen ab. Diese überbieten sich in unerträglichen „sowohl als auch“ – Floskeln, bzw im Beschweigen der Gendertheorie. Sie  lassen so indirekt den Genderismus  in seinem Tun in Politik und Medien augenzwinkernd(?)  weiterhin gewähren.  Robert Spaemann meint zu diesem Phänomen: immer mehr Menschen ginge der Instinkt bei Abweichungen vom Normalen verloren (in „Die globale sexuelle Revolution“ von G. Kuby)…
Dennoch:  Kirchenintern wird die Papst – Aussage Folgen haben. Die katholischen Priester werden Handreichungen aus Rom bekommen, mit denen sie von der Kanzel vermutlich in den nächsten Monaten Aufklärung über die Gendertheorie betreiben, mit dem Ziel, eine größere Aufmerksamkeit bzgl Gender zu erreichen. Für den überwiegenden Teil der Kirchenbesucher werden diese Informationen über Gender neu sein, aber Informationen darüber verschärfen die  Wahrnehmung der Genderfolgen im täglichen Leben.
Und wie sieht die Reaktion der Medien, Tage später nach der Rede des Papstes,  aus ? Schlicht nicht wahrnehmbar, selbst als „News“ war es den Redaktionen keine Meldung wert. Ist es wieder das schon bekannte Schweigekartell der Redaktionen bzgl. einer Genderkritik? Das war fast zu erwarten. Oder ist es einfach die weit verbreitete Unwissenheit über dieses Thema?  Beides wäre Wasser für die Mühlen des Genderismus………

Die politische Wirkung der Papst – Rede sehen wir allerdings etwas positiver. AGENS kritisiert seit langem die fehlende parlamentarische Opposition in Genderfragen. Wäre es nicht denkbar, dass  die „zitierfähigen“ Papst – Aussagen mittelfristig eine Debatte über die Gendertheorie und eine Empörung über die bereits jetzt erkennbaren Folgen, z. B. in Schulen und Hochschulen,  ins Rollen bringt? Oder bleibt Letzteres ein Wunschdenken eines normalen Bundesbürgers….?