Beruf und Kinder – eine Sackgasse ?

Kommentar von Eckhard Kuhla:

„Vereinbarkeit zwischen Beruf und Kinder ist machbar“. Dieses Credo der Vereinbarkeit muss machbar sein, weil nur so die Frau die finanzielle Unabhängigkeit vom Mann erreichen kann und sie ihre „Fachkraft“ unverzüglich nach dem Gebären der Wirtschaft wieder zur Verfügung stellen kann. Dass sie sich damit in eine andere, familienfremde Abhängigkeit, nämlich ihrem Arbeitgeber gegenüber begibt, wird bewusst nicht thematisiert.

Die finanzielle Befreiung der Frau vom Mann haben schon die Urväter des Kommunismus und die Urmütter des Feminismus gefordert. Eine frauenorientierte Work-Life Balance kann frau allerdings nicht alleine schaffen. Was macht sie? Sie entledigt sich dieses Problems durch Entwicklung von Ansprüchen  gegenüber ihren „Vätern“: einmal dem leiblichen Vater (als Hausmann, Kindspfleger) und auf der anderen Seite gegenüber dem Vater „Staat“ (als Infrastruktur – Bereitsteller für Fremdbetreuung).

Und nun beginnt ein interessanter Kreislauf: die Finanzierung der Fremdbetreuung holt sich der Staat  über eine unmerkliche, langsame Steuererhöhung zurück (Beispiel Schweden). Das wiederum zwingt junge Eltern zum Doppelverdienen, wobei ein Teil ihrer Gehälter über die Kita-Gebühren zusätzlich in die Staatskasse zurückfließt. Alle sind zufrieden, auch die Wirtschaft: Salopp formuliert: Frauen direkt vom Kreißsaal in die Produktion verkürzt die Ausbleibezeiten….. Sind wirklich alle zufrieden?

Offenbar nicht, in letzter Zeit mehren sich die Stimmen von betroffenen Eltern, dass sie die zunehmende Stresssituation des alltäglichen Zeitmanagements von zwei Berufen, Kinder in die Krippe fahren und abholen, Haushalt und persönlichen Freiräumen(!)  nicht mehr hinnehmen wollen. Und: dieses tägliche Aushandeln von Arbeitsverteilung  geschieht häufig im Beisein der Kinder.

Auch die Glücksforschung kann regierungsamtliche Statements nicht unterstützen. Deutsche und US – Analysen zeigen: Frauen wurden in den letzten Jahrzehnten unglücklicher. Einen Zusammenhang mit der zunehmenden Gleichstellung der Frau her zu stellen, läge nahe, konnte aber noch nicht eindeutig bewiesen werden. Der Tagesspiegel… und DIE ZEIT berichteten. Die Thematisierung dieses Phänomens ist neu. Das ZDF brachte  dazu eine aufschlussreiche Dokumentation: hier… (leider wurde dieser Link vom ZDF gelöscht – wir haken nach!) 

Außerdem: Geht es nicht wieder nur um die Lebensentwürfe der Erwachsenen?  Lebensentwürfe,  in denen die Kinder in den ersten 2 – 3 Lebensjahren ein Problem des täglichen Aushandelns darstellen? Viele Paare schaffen es, wenn das Zeitmanagement mit gegenseitiger Empathie abläuft und nicht mit Ansprüchen an den Partner. Betroffene Eltern loben in den Medien überwiegend die Fremdbetreuung in den höchsten Tönen begleitet mit Fotos von glücklichen Kleinkindern in den Krippen.  Aber die Kinder und mögliche Langzeitfolgen werden ausgeblendet . Unbewßt werden Kinder so zum „Kollateralschaden“ einer hedonistischen Gesellschaft.

Das hält aber die Frauenlobby (inkl. ihrer Männerlobby) nicht davon ab, die  Vereinbarkeit und besonders die Rolle der Väter zu preisen : „Immer mehr Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern in der Familie verbringen“. Und die Mütter (logischerweise) immer weniger.  Sie müssen ja den Platz freimachen für die vielen Männer, die durch die Frauenquote freiwerden…….
Dieses Vaterglück ist dem Staat etwas wert: zwei Drittel des BMFSFJ – Haushaltes fließen in das „lohnende“ Elterngeld, das überwiegend Doppelverdiener erhalten. Genau die sollen auch gefördert werden, um eine langfristig gleiche(!) Arbeitsverteilung zwischen Mann und Frau zu erreichen. Das ist das politische Ziel, nicht der Wunsch „der“ Väter nach mehr Familienzeit. Wieviele Väter machen Hausarbeit freiwillig?????
Der Wunsch nach mehr Familienzeit war latent bei vielen Vätern immer schon vorhanden. Die Frauenlobby verkauft den Vaterwunsch aber jetzt demonstrativ als den Megatrend, unterstützt durch einen Teil der Väter, die sich dem Anspruchsdenken der Mütter unterwerfen, weil es schlicht  für sie weniger Ärger bedeutet. Das klassische Familienmodell wird bewußt finanziell ausgezerrt, die Stimmen gegen das Ehegatten-Splitting nehmen zu. Irgendwo steht dann geschrieben: „Auslaufmodell Familie…..“

Und wenn alle Argumente immer noch nicht greifen, muss der unsägliche „Fachkräfte-Mangel“ her. Das Motto heißt dann: Der Fachkräfte-Mangel erfordert die Ausschöpfung aller volkswirtschaftlichen Potentiale, besonders die der Frauen. Früher nannte man dies „Ausbeutung“.……..Jetzt heißt es „Gender Diversity“. Dass sich Frauen gegen diese Vereinnahmung nicht wehren, ist deswegen  irritierend, gerade weil sie ( mehr als die Männer)  ihren Lebensentwurf selber gestalten wollen und heute auch können.

Natürlich gibt es viele Väter, die gerne Hausmann aus innerer Überzeugung sind. Natürlich gibt es immer mehr Frauen, die  ihre Freiheit ausnutzen und ganz bewußt ihren Lebensentwurf auf ihren Beruf ausrichten. Uns geht es um die Kritik an einer Staatsideologie, die „moderne“ Rollen von Mann und Frau definiert und verkündet – ohne einen vorab gelagerten demokratischen Prozess. Und es ist die Art und Weise des Verkündens: Sie wird begeleitet mit vorab  in Serien gefertigten Familenfotos, die demonstrativ die regierungsamtliche Botschaft zur Schau stellen: „Wir sind eine glückliche Familie, weil wir Elterngeld bekommen. Auch unser Kind in der Krippe ist glücklich!“ Ja, man kann es glauben oder nicht, diese Botschaft kommt bei den jungen Paaren an, man muss sie nur häufig genug wiederholen.

Aus AGENS  – Sicht ist die Familienbildung und das Familienleben eine reine private Angelegenheit. AGENS unterstützt eine Familienpolitik, bei der Politik nur Leitplanken für die persönlichen Entscheidungsfreiheiten, bzw. Wahlreiheiten sichert  und Eltern  nicht durch staatlich verkündete und medial verbreitete „Trends“ in eine Richtung (Stichwort “ Moderne Eltern“) zwängt. Ein Weg zu einer wirklichen Wahlfreiheit  ist das bisher umstrittene Betreuungsgeld, das Ministerin Schröder nach ihrer Babypause unterstützen will. „Meine Aufgabe ist es, Familien zu fördern und nicht ein Familienmodell vorzuschreiben“, so die Ministerin.