Genderwelten: Bestandsaufnahme und Mediatherk

Eine Premiere, die in ihrer Art für die liberale Szene überfällig war: eine Bestandsaufnahme und „Archivierung“ von Erkenntnissen, Analysen, und Konzepten aus der in der Geschlechterszene. Das Problem eines solchen Vorhabens ist die Darstellung und Strukturierung einer ungeheuren Menge von Informationen, sowie die Erwartung des Lesers an eine stimmige Strukturierung. Erfüllt „Genderwelten“ die Erwartungen an ein solches Vorhaben?

Die Gestaltung einer solchen Webseite beginnt mit dem Problem der Strukturierung. So fällt denn auch der erste Blick auf die acht Themenkacheln, mit jeweils einem Angebot eines Videos und dazugehörigen Hintergrund-Informationen. Die Auswahl von acht Themen aus einem riesigen Angebot ergibt auf Genderwelten eine sinnvolle Übersicht sauf die >Geschlechter-Szene. Auch die weitere Themenbehandlung wird begrenzt durch die einzuhaltende Videozeit und Konzentration auf das eigentliche Thema. Mit einer Ausnahme: das Thema Familie wird – ohne Begründung – begrenzt auf die Trennungssituationen von Familien.

Die eigentliche Durchführung der Interviews ist – themengerecht – unterschiedlich gestaltet. Das Grundmuster Interview/ Hintergrundinfos wird dabei immer eigehalten. Die jeweiligen Einführungen zu den Videos waren in der Qualität zwar unterschiedlich, aber dennoch hilfreich.

Generell beherzigen empfehlenswerte Interview-Videos beherzigen einige Grundregeln: wie beispielsweise das Wechselspiel der Kameraeinstellungen, Einspielung von Texten oder Fremdvideos, passgenaue Schnitte, sowie Mimik und Gebärdenspiel. Viele der gezeigten Videos haben diese Kriterien berücksichtigt, besonders das Video „Sprache“. Es zeichnet sich aus durch eine fröhliche Moderatorin, lebendige Einspielungen und gebärdenreiche Sprache.

Gebärdensprache und Mimik  ist dann kaum möglich, wenn Frage und Antwort mit vorformulierten Texten vom Teleprompter abgelesen werden. Die optische Fixierung an die Textläufe vom Prompter verhindern logischerweise ein Interview mit Gesprächscharakter. Dieser Modus „Life-Freisprechen“ mit kaum sichtbaren, aber erfügbarem Manuskript ist die Krone eines Gesprächs über Video: Das konnte ich einige Male auf „Genderwelten“ beobachten werden, so macht Video Spass.

Zu den „Hintergrundinfos“: ein exzellentes Angebot! die Vielfalt der Artikel (lesegerecht formatiert), die Blogs- und „Fremd-Videos“: eine einmalige Sammlung! In der Zusammenstellung bietet die Webseite eine sehenswerte Archivierung! Das Gleiche gilt für die jeweiligen Bücherangebote. Manchmal hat man bei der Vielzahl der Links die Befürchtung, die Orientierung zu verlieren.

Zum Ziel der Seite: „Eine differenzierte Darstellung der Unterschiede der .Geschlechter“ eine etwas ungewöhnlich schlichte Definition einer Webseite in dem geschlechter-orientierten Zielmarkt. Da lohnt es sich, die möglichen Zielmärkte der Webseite näher zu betrachten:

Die „Newcomers“: Dieser Zielmarkt wird zur vollsten Zufriedenheit bedient, es ist, als wenn man sich bei Betrachtung der Webseite eine DVD zum Thema mit Festschreibung von Statements aktueller Themen ansieht. Hier zeigt sich auch der Vorteil, der Administration von „Genderwelten„, die Seite generell frei von der politischen Debatte zu halten, mit der Folge, dass besonders Polarisierungen vermieden werden.

Die „Wissenden“: Während der Newcomer das Durch-Blättern einer Webseite bevorzugt, sind z.B. Vertreter der Blogszene an klaren bis umfassenden Antworten auf spezielle Fragen interessiert. Für diesen Zielmarkt wäre allerdings eine kontinuierliche Aktualisierung der Seite vonnöten.

Möge der Webseite „Genderwelten“ in Zukunft durch weitere Multiplikatoren der „Unterhaltungswert“ für Newcomer,  als Wissensvermittler für Szeneleute und für alle als ein Nachschlagewerk durch weiteres Anwachsen. an Bedeutung gewinnen.

Resumee:  „Genderwelten“ ist für die Geschlechterwelt ein Gewinn. Die Webseite füllt eine Lücke der kreativen Bestandsaufnahme mit hohen Potentialen für die weitere Präsenz am Markt aus.

Gestattet sei eine aktuelle, gewollt – satirisch gemeinte – Schlußbemerkung: Das Ziel der Webseite, die Unterschiede in der „Gender“ Welt näher zu betrachten, geht wohl aus von der binären, ach so bekannten, Geschlechterwelt. Die neue vielfältige Traumwelt frei wählbarer Geschlechtern führt das binäre System als unveränderlichen „Standard“ ad absurdum, einschließlich der feministischen Forderung nach Frauenquoten.