Häusliche Gewalt: ein offener Brief

Im Deutschlandfunk (DLF) wurde am 6.2.2015 ein Beitrag zur häuslichen Gewalt gesendet, in der Männer eindeutig als alleinige Täter – trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Erkenntnisse – stigmatisiert wurden. Wir haben dazu mit Manndat eine Petition aufgesetzt und den DLF zu einer mehr ausgewogenen  Berichterstattung aufgerufen. Dazu schreibt Prof. Dr. Gerhard Amendt als Erstunterzeichner (in einem Artikel): „…die Zeiten ändern sich, erstmals haben Männer mit einer Petition gegen die routinemäßige Abwertung von Männer durch die öffentlich rechtliche Rundfunkanstalten des Deutschlandfunks sich mit einer Petition aufgelehnt“ .

Wir haben die Petition jetzt abgeschlossen mit einem Brief an den Intendanten Herrn Steul:

Deutschlandfunk
Der Intendant Herr Steul
Raderberggürtel 40
50968 KÖLN

Sehr geehrte Herr Steul,

Anlässlich Ihrer Sendung vom 6.2.2015 haben wir (die Vereine Agens e.V. und MANNdat e.V. sowie Arne Hoffmann und Prof. Dr. Gerhard Amendt wie auch Prof. Dr. Günter Buchholz) zur Unterzeichnung einer Petition aufgerufen, in der Sie aufgefordert werden, Ihren Pflichten als öffentlich-rechtliche Anstalt nachzukommen.

Diese Petition haben 556 (auch betroffene) Menschen unterschrieben. Sie finden die Petition bei change.org über diesen Kurzlink: http://goo.gl/VG8mUh. Den Wortlaut der Petition fügen wir anbei.

Ihre Kollegen Andreas Stopp und Michael Roehl haben in der Zwischenzeit schon auf Hörerbriefe reagiert und abermals eindeutig aufgezeigt, dass in Ihrem Hause mindestens dem Gebot der Sorgfaltspflicht nicht mal im Ansatz entsprochen wird. Ich zitiere aus dem Brief an den Verein „Gleichmaß e.V.“:

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (siehe: www.polizei-beratung.de) versteht unter häuslicher Gewalt  Gewalttaten, „die fast ausschließlich von Männern an Frauen begangen werden“. In ähnlicher Weise nimmt auch die Politik hier eindeutig Stellung.  So formuliert die niedersächsische Landesregierung: „Ganz überwiegend werden Frauen Opfer von männlicher Gewalt.“

Eine tatsächlich gründliche journalistische Recherche hätte schnell ergeben, dass die von Ihnen angeführte Polizeistatistik (wie bei Vergewaltigungen von Frauen auch) kaum als aussagekräftig gelten kann, weil die Dunkelziffer verständlicherweise hoch ist: denn Männer schämen sich naturgemäß zugeben zu müssen, Opfer von Gewalt gewesen zu sein.

Wenn Sie die im Brief zitierte Aussage des Bundesfamilienministeriums ernst nehmen würden, wonach Männer von körperlicher Gewalt in heterosexuellen Paarbeziehungen zunächst – rein quantitativ – in annähernd gleichem Ausmaß wie Frauen betroffen zu sein scheinen, dann hätte eine professionelle Recherche diesbezüglich ergeben, dass 286 internationale wissenschaftliche Studien mit einer Gesamtstichprobe von über 371.600 Personen zum Schluss kommen, dass Frauen mindestens so oft, manchmal öfter Urheber häuslicher Gewalt sind.

Es wird Ihnen schließlich nicht entgangen sein, dass es in Deutschland auch männerpolitische Initiativen wie die unsere gibt, deren zum Teil ausführliches Material zu diesem Thema Sie dann ohne weiteres hätten finden können.

So hätten Sie auch erfahren können, dass in den letzten 15 Jahren eine Fülle an Arbeiten darauf hinweist, dass häusliche Gewalt  ein systemisches, d.h. partnerschaftliches Problem darstellt. Ein umfassender Beleg hierfür ist das erste wissenschaftlich fundierte auf Deutsch erschienene Handbuch zum Thema: „Familiäre Gewalt im Fokus“ (Ikaru Verlag).

Dass Sie hier eindeutig in Ihrer Pflicht versagt haben, hat als weitere Konsequenz, dass Sie der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Männern als grundsätzlich gewaltbereite Menschen Vorschub leisten und sich damit sogar der Diskriminierung eines Geschlechts schuldig machen.

Hieran ändert auch nicht der einzige, kaum repräsentative Beitrag eines männlichen Zuhörers, den Sie vermutlich als Beleg für die Ausgewogenheit Ihrer Sendung (wie im erwähnten Brief) anführen mögen.

Um Ausgewogenheit herzustellen, hätten Sie mindestens einen Studiogast einladen müssen, der sich kritisch mit der Forschung zum Thema auseinandergesetzt hat und nicht nur einschlägige Repräsentanten der Theorie, Frauen seinen fast ausschließlich Opfer.

Abschließend bekräftigen wir unseren Aufruf an Sie, eine Sendung zum Thema erneut aufzusetzen, die dem Auftrag eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks gerecht wird.

Diesen Brief verstehen wir als offene Stellungnahme, die wir entsprechend verteilen werden.

Hemmingen, den 6. März 2015

Tom Todd, AGENS e.V.

i.A. der Erstunterzeichner

Die Petition:

Häusliche Gewalt –

Keine weitere Stigmatisierung von Männern als alleinigen Täter

Ihre Sendung „Häusliche Gewalt: Wenn Schläge den Alltag bestimmen“ vom 6.2.2015 in der Sendereihe „Lebenszeit“ (in der Mediathek hier) hat eindrucksvoll das Thema häusliche Gewalt angesprochen. Sie haben aber dabei leider nur noch die gängige einseitige Betrachtung des Themas verfestigt. Vorweg: Selbstverständlich empfinden wir Männer (und Frauen) die von Frauen erfahrene Gewalt als schreckliches Erlebnis, an dem Männer auch beteiligt sind.

Die ganze Sendung hat aber ausdrücklich der voreingenommenen Meinung Vorschub geleistet, dass:

a. häusliche Gewalt fast ausschließlich von Männern ausgehe
b. die wissenschaftliche Forschung dies beweise
c. Frauen keine Verantwortung für häusliche Gewalt trügen

Durch diese einseitige Berichterstattung haben Sie eindeutig Ihre Pflicht gemäß dem Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verletzt, ausgewogen Bericht zu erstatten, die Würde des Menschen zu achten und sich der Wahrheit zu verpflichten.

Ihre Sendung ist alleine schon aus dem Grund nicht ausgewogen, weil Sie ausschließlich die (im Übrigen ganz wenigen) Studien zitieren, die auf zweifelhafter Grundlage (z.B. nur auf Basis von Polizeistatistiken) häusliche Gewalt den Männern hauptsächlich anlasten. Dagegen verschweigen Sie die weit über 250 wissenschaftliche Studien mit dem eindeutigen Fazit, häusliche Gewalt gehe in gleichem Maße von Mann und Frau aus. Diese Studien bestätigen das 25-25-50-Modell: 25 Prozent der Gewalttätigkeit in Beziehungen geht von Frauen aus, 25 Prozent von Männern und 50 Prozent von beiden gemeinsam. Gewalt ist symmetrisch verteilt. Weiterführende Daten über die reale Situation finden Sie weiter unten.

Sie verletzen überdies die Würde der Männer, denn Sie stigmatisieren diese als ihrem Wesen nach gewalttätige Menschen, die Gewalt zur Durchsetzung ihrer angeblichen Machtstellung anwenden und selbst – im Falle eigener Betroffenheit – keiner Hilfe bedürfen. Obwohl die subjektiven Erfahrungen, die in Ihrer Sendung zu hören waren, eindeutig aufzeigten, wie Gewalt als Ergebnis von paarpsychologischen Konflikten entsteht, wurde in der Sendung jede Verantwortung der Frauen an einer gewalttätigen Eskalation in diesen Konflikten verneint oder zumindest ignoriert.

Schließlich verletzen Sie ihre Pflicht zur Wahrheit, indem die zuständigen Redakteurinnen ihrer Sorgfaltspflicht nicht nachkommen und es unterlassen haben, leicht auffindbare Materialien zu einer objektiveren Berichterstattung zu recherchieren.

Wir fordern Sie daher auf, eine Sendung zu planen und durchzuführen, die diese einseitige Darstellung korrigiert, Männer wie Frauen an der Diskussion beteiligt und auf einer fundierten journalistischen Recherche basiert.

Gerne stehen wir für Gespräche in Ihrem Hause zur Verfügung.

Gez.

Eckhard Kuhla, AGENS e.V.
Dr. Andreas Kraußer, MANNdat e.V.
Prof. Dr. Gerhard Amendt
Prof. Dr. Günter Buchholz
Arne Hoffmann, Genderama/AGENS e.V.
Tom Todd, AGENS e.V.

Weiterführende Information:

„Familiäre Gewalt im Fokus“ – das erste wissenschaftlich fundierte Handbuch in deutscher Sprache, das alles Wissenswerte über Gewalt in Familien und Partnerschaften zusammenfasst; unterschiedliche Behandlungsmodelle für soziale und ethnische Milieus vorstellt und an Hand von Fallbeispielen in die Praxis der Behandlung einführt.
Informationen hier

286 internationale Studien über Gewalt gegen Männer -> hier

Eine Zusammenfassung der Mythen und Fakten
zu häuslichen Gewalt finden Sie hier.