von Eckhard Kuhla
Eine Männerrevolte im internen Daimlerblog. Mutig mit Namensnennung kritisieren die Daimler-Männer die Frauenquote in ihrer Firma, die ohne gesetzliche Quote bereits eingeführt wird. Hier die Fakten: Das Ziel 20% Quote bis 2020 hat zur Folge, dass im Schnitt jede dritte Führungsstelle in den nächsten Jahren bei Daimler an eine Frau vergeben wird. Internen Berechnungen zufolge, muss die Frauenquote für Beförderungen bei 35% jährlich liegen und das obwohl der Frauenan-teil an der Gesamtbelegschaft nur bei 13,9% (2011) liegt. CEO Zetsche (Daimler AG) gibt denn auch zu bedenken „Wohin soll ich denn all die Männer aussortieren?“ Zudem müssen sich männliche Führungskräfte für ein paar Jahre im Asiengeschäft bewähren, Frauen dagegen nicht.
Trotz dieser Quotenstrategie haben die Männer bisher geschwiegen……bis vor kurzem.
Im internen Daimlerblog schrieb eine weibliche Nachwuchskraft kürzlich fröhlich-naiv einen Kommentar: „Chef oder Chefin? Ist doch egal“. Sie schwärmte von der herrlich-schönen Diversity-Welt, und wie es weiter „vorangeht mit den Frauen auf dem Weg nach oben“ /1/.
Die Revolte
Was dann folgte war ein Aufschrei der ganz besonderen Art. Grundtenor: Daimler sollte sich mehr auf das Bauen von guten Autos konzentrieren, als auf das Diversity-Konzept.
Da offenbart sich angestauter Frust und unbändige Wut über das rücksichtslose Diskriminieren der Mitarbeiter eines Weltunternehmens. Es ist die Wut der Männer über die Art und Weise der Quoteneinführung: Top Down „verkündet“, klamm-heimlich – so hört man – unterstützt durch das Arbeitnehmerlager, insbesondere durch die IG Metall.. Mit anderen Worten: Eine solch wichtige Frage der Unternehmenskultur wie die Quote wird ohne betriebsinterne Diskussionen, quasi durch die Hintertür, den Führungskräften zwischen 30 und 40 aufgezwungen /2/.
Überdruckventil Internet
Viele Experten haben eine solche Entwicklung, eine Blog-Revolte wie bei Daimler, vorausge-sehen. Ohne Zwang zu einer gesetzlichen Quote werden seit ein bis zwei Jahren vorauseilend von vielen Personalplanern Plätze für Seiteneinsteigerinnen frei gehalten. Unglaublich, mit welcher Arroganz die Diversity Damen des Unternehmens meinen, die Quote durchsetzten zu können – nicht nur bei Daimler. Die Quittung bei Daimler für dieses männerdiskriminierende Verhalten erfolgte wie aus heiterem Himmel über die kürzlichen, internen Blogeinträge. Wie so häufig hat hier das Internet, bzw. Intranet als Überdruckventil fungiert. Offensichtlich besteht dafür eine Nachfrage, ein weiteres Beispiel ist ein Interview über Männerdiskriminierung mit fast tausend (!) Kommentaren von betroffenen Männern in telopolis /3/.
Die Blog-Kommentare decken weiterhin die Sehnsüchte der Männer auf: Frauen seien von der Natur nicht vorgesehen für Führungsaufgaben. Macht könnte sie schnell verderben. Ein Kommentator meint, „dass Frauen Karriere gar nicht wollen und nun dazu gezwungen würden.Das macht sie nur zickig“. Und ein weiterer Kommentar singt ein Lob auf die Weiblichkeit: „eine Frau sollte lieb und nett sein, so wollen wir Frauen sehen“. Dahinter setzt der Daimler-Mann einen dicken Smiley…
Zetsche meint zwar: Der Wettbewerb sitze „nicht im Büro nebenan, sondern in Wolfsburg und Ingolstadt, in München und Göteborg.“ Seine Führungsleute sehen aber genau das anders: Ihr Gegner ist die Frau zwei Türen weiter. Die FAZ kommentiert: „Ein neuer Wutbürger steht auf: der vernachlässigte Mann, der sich in seinen Karriereplänen gestutzt sieht – wegen der Frauen-förderung. Ob Chef oder Chefin spielt für ihn sehr wohl eine Rolle.“
Diversity und kein Ende
Der Diversityspuk begann vor rund zwei Jahren mit der Schaffung von „Diversity“– Vorständen /Verantwortlichen in größeren Unternehmen. „Diversity“ ist das englische Wort für das unver-fängliche deutsche Wort „Vielfalt“. Es wurde zum Zauberwort als Instrument der Frauenlobby in den Unternehmen. Ursprüngliche Idee: die Diversitydamen sollten sich um die Belange der Minderheiten in Unternehmen, wie Migranten, Frauen usw. kümmern – zumindest auf dem Papier. In realiter entpuppten sie sich schlicht als Frauenbeauftragte, bzw. Quotenverantwortliche für das Unternehmen. Kompetenz wurde ihnen durch Stellenzuschreibung verliehen (z.B. zum „Gender Diversity Office“ bei Daimler) und nicht durch eigene Leistung /4/.
Es gärt zwischen den Geschlechtern. Bahnen sich da weitere betriebsinterne Geschlechterkämpfe an? Dazu darf es aus Sicht der Diversitydamen natürlich nicht kommen. Auf Diversity-Workshops und Gender-Trainingsprogrammen predigen die Diversitydamen: „Diversity geht alle an – und kann erlernt werden“. So werden die Führungskräfte durch „Diversity“–Veranstaltungen, überwiegend zusammen mit Damen des Betriebsrates, geschleust. Zurückgekehrt in ihr Büro wartet der Führungsalltag auf diese Männer mit Themen wie: Kostenkontrollberichte, Kundentermine, Konzepte zur Personaleinsparung, Gewinneinbrüche usw. Es ist schon erstaunlich, dass Unter-nehmensleitungen trotz der Ineffizienz von Diversity den Zeitaufwand von hoch bezahlten Mit-arbeitern während der Arbeitszeit „zulassen“. Ein Fernbleiben bei den Diversity – Veranstaltungen kann zudem Nachteile für die eigene Karriere nach sich ziehen.
Die Quote: Theorie und Wirklichkeit
Für ihre Quotenverantwortung und die Rekrutierung potentieller Seiteneinsteigerinnen greifen die Diversitydamen zunehmend auf spezielle, externe Personalagenturen zu. Diese schießen wie Pilze aus dem Boden mit dem neuen Geschäftsfeld „Quotenfrauen für Führungspositionen“, eine geniale Lösung zur Beschaffung von Quotenfrauen, vorbei am internen Management.
Dieses wiederum wird häufig über Boni Incentives zur Einhaltung der Quote „geködert“ – unabhängig von der Leistung der Bewerberinnen /5/. Leistungen der Bewerber spielen überwiegend nur dann eine Rolle, wenn keine Bewerberinnen auf der Liste stehen….Wohl oder übel spielt der normale Mitarbeiter dieses Spiel mit. Er erkennt allerdings sehr schnell den frauenorientierten Ansatz des Diversity–Konzeptes, und die fehlende Umsetzungsmöglichkeit der Workshop-Themen. Sich dagegen wehren, ist riskant, es könnte seine Karriere negativ beeinflussen.
Die firmeninternen Diversity – Kurse finden in einer frauendominanten Parallelwelt statt: Als Einstiegs-Statement wird der hohe Beitrag von gemischten (Diversity-)Teams zum Unternehmenserfolg als bewiesene Erkenntnis verkündet. Über Belege dieser Aussage schweigen sich die fröhlichen Diversitydamen aus. Das müssen sie, denn es gibt keinen solchen Beweis/6/. Die seit einigen Jahren in Norwegen eingeführte Quote war nur ein politischer „Erfolg“, aber für die betroffenen Unternehmen ein Desaster.
Eine weitere Behauptung betrifft das unsägliche Proporz-Argument: aus ca. 60% Hochschulabgängerinnen müssen(!) rund 60% weiblicher Führungskräfteanteil folgen, unabhängig von den Fähigkeiten der Akademikerinnen. Eine verwegene Behauptung, denn zwischen Studium und Karriere liegen 15 bis 20 Jahre Lebenslauf („Work-Life Gap“) einer normalen Frau mit all seinen Imponderabilien, als da sind: Auszeiten für Familie und anderen persönlichen Interessen. Dieser Work-Life Gap läßt eine lineare Fortschreibung einer Situation „Studium“ bis hin zur „Situation „Karriere“ einfach nicht zu.
Und noch eine dritte, falsche Aussage wird gerne verbreitet: „Frauen lösen das Problem mit dem Fachkräftemangel“. Direkt schließt sich dann häufig das Argument an, es sei unverantwortlich, das Potential von 50% unserer Gesellschaft brach liegen zu lassen. Der dann zumeist folgende Beifall (auch von Männern…) verbietet ein weiteres argumentatives Vorgehen……. Dieser Fachkräftemangel ist eine Behauptung, die hier von einem generellen Phänomen ausgeht. Dieses ist schlicht nicht belegbar und, wenn überhaupt, nur für einzelne Unternehmensbranchen gültig. Anderweitig hätte die Bundesagentur für Arbeit schon längst entsprechende Programme initiiert.
Jahraus jahrein verbreiten bundesweit geschulte Diversitydamen solcherlei ideologisch geprägten Unsinn. Umso mehr ist es verwunderlich, aber erfreulich, dass erst jetzt die ersten Männer gegen das Instrument Frauenquote aufbegehren.
Spätfolgen
Die Männer von Daimler bekamen jüngst unerwartete Verbündete: „Resignation, Angst und Zynismus der Männer am Arbeitsplatz werden ein Riesenthema“, prophezeit Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands der Betriebs- und Werksärzte (DVBW). Sie bezieht das „Riesenthema“ auf die betriebsinternen Folgen der Frauenquote. Ein kaum beachteter Aspekt der Quoten und erst recht noch kein Thema relevanter wissenschaftlicher Analysen. Welche Konsequenzen werden aus obiger Aussage gezogen? Der DVBW könne immer nur darauf hinweisen… und dann? Wer zieht Schlussfolgerungen daraus? Was sagen denn die fröhlichen Diversitydamen dazu? Sie schweigen. Wird das bei ihnen etwa unter „Kollateralschaden“ der Quote verbucht?
Das Potential der frustrierten Männer in den Unternehmen mit Frauenquote ist groß, und es wird größer: jüngst gab Daimlervorstand Wilfried Porth bekannt, jede zweite Führungsposition international zu besetzen. Warum müssen sich dann die deutschen Führungskräfte im Asiengeschäft bewähren? Und wieder werden die Daimler Männer weiter auf der Karriereleiter nach unten rutschen. Was wird die Konsequenz sein? Innere Kündigung oder ein Arbeitgeberwechsel , zunehmend in konkurrierende Länder ohne Diversityquoten ? Obige Quotenpolitik könnte sich zu einem Flächenbrand entwickeln, wenn die frustrierten Männer anderer Unternehmen sich zusammenschließen. So unwahrscheinlich ist das gar nicht, die Revolte der Daimler Männer fand auch plötzlich aus heiterem Himmel statt.
Quellen:
/2/ https://agensev.de/agens-meint/manner-%E2%80%9Eentsorgung-im-vorauseilenden-gehorsam/
/3/ http://www.heise.de/tp/artikel/36/36004/1.html
/4/ http://career.daimler.com/dhr/index.php?ci=989&language=1
/5/ http://www.wiwo.de/erfolg/management-frauenquote-bedroht-maennerkarrieren/5222598.html
/6/ https://agensev.de/wp-content/uploads/2012_Boerner-Keding_H%C3%BCttermann.pdf
3 Gedanken zu „Daimler-Männer revoltieren gegen die Frauenquote“
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