(Auszug aus „Dann mach doch die Bluse zu“ von Birgit Kelle)
„Elternschaft lässt sich nicht abstreifen, nur weil das Kind abgenabelt, abgestillt oder schon ausser Haus ist. Es ist eine Lebensaufgabe, ob wir wollen oder nicht.
Mama, fast immer ist es das erste Wort, das ein Mensch deutlich aussprechen kann. Es tut mir wirklich leid, liebe Väter! Mama, das ist Klischee, das ist Zuhause, das ist Apfelkuchen, das sind Pflaster auf aufgeschlagene Knie und gebrochene Herzen. Geliebt, verehrt, schwirig, nervenaufreibend, aber letztendlich immer Mama. Wir können uns da nicht herausziehen, eine ganze Zunft von Psychologen beschäftigt sich inzwischen mit Eltern-Kind-Beziehungen. Die Verbindung ist nicht frei gewählt, sie ist nicht ausgesucht, sie ist nicht austauschbar, sie ist. Ob man will oder nicht. Und zwar für Mutter und Kind.
Man kann sich kaum eine engere Symbiose zwischen zwei Menschen vorstellen. Herangewachsen in einem anderen Körper. Leben in mir, das ich weitergebe. Ein Vorsprung vor der Vater-Kind-Beziehung, der sich oft ein Leben lang nicht aufholen lässt. Eine besondere Verbindung, weil wir Frauen ein Leben, das in uns war, in ein eigenständiges Leben entlassen. Dagegen sieht Patchwork vergleichsweise ganz schön alt aus.
Selbst exponierte Macho-Darsteller, für die Frauen nichts als nacktes Fleisch und austauschbaren Zeitvertreib sind, schmelzen bei ihrer Mama dahin und ertragen vieles, bloß keine dummen Sprüche über ihre Mutter. Im Zweifel gibt es dann auch mal eins auf die Nase, aber auf Mama lässt man nichts kommen. Kein Wunder, denn Mütter sind in der Regel diejenigen, die auch dann noch zu ihren Kindern halten, wenn es sonst keiner mehr tut….“