Von Eckhard Kuhla,
Der Genderstern kam dereinst in die Welt inmitten der guten Menschen. Sie hatten den Stern gar so lieb, da er dem kundigen Leser ein Wohlgefühl der Gleichheit gab . Jenes Gefühl wurde aber nur ihnen, den guten Menschen, zuteil. Da begab es sich, dass Einige von Ihnen, oh wie klug, aus dem „Genderstern“ ein recht liebreizendes „Gendersternchen“ machten. So war dann das Sternchen mit dem Namen „Genda“ geboren. Von Stund‘ an fühlte sich Genda, das ach so kleine Sternchen, viel wohler, denn es wurde von den guten Menschen geherzt und geachtet. Und die guten Menschen fühlten sich auch gleich noch viel gleicher.
Es sollten aber auch all‘ die anderen Menschen sich wohl und gleich fühlten. Was taten die Guten also? Sie fragten den Rat der Rechtschreiber*innen um Rat. Der tagte sodann. Potzblitz, da gab einer, mit Weisheit Gesegneter, kund und zu wissen: Das Sternchen lebt doch von der Druckerschwärze, es müsste allweil häufiger gedruckt werden…Oh jemine, wie sollte man denn Jenes vollbringen?
Da herrschte großes Ungemach unter den Gutmeinenden und sie berieten sich, was denn hinfort zu tun sei. Und siehe da, ein Statthalterix im Norden unseres Landes hatte ein Herz für Genda, das Sternchen. Er verfügte mit einem Erlass für alle im Haus der Ratenden (zu deutsch Rathaus), hinfort das Sternchen in allem Gedruckten zu schreiben, wo es immer nur ginge. Dieses geschah in einer größeren, nördlichen Ansiedlung mit Namen Hannover.
Oh, große Freude, was dann geschah, war wie ein klärendes Gewitter: Im Erlass von Hannover bekam Genda viele Freund*innen. Diese taten es ihr gleich, das große Binnen-I war mit dabei, der –innen Schwanz schloss sich hinten an,die – die – den Wörter feierten fröhliche Urstädt, und der Schrägstrich? Er war ein Guter. Er verband die doppelten –innen Wörter zu einem weiblichen Wort, wie hier: Freund/innen, wie das Sternchen.
„Platterdings“ dachte daraufhin das Sternchen, „es wäre doch wohlfeil, wenn die Menschen mich auch sprechen müßten“. So kam es denn, dass die Guten die wortlose Sternchen*lücke von nun an mit einem Schnalzlaut füllten, wie hier: „Freund-schnalz-innen“. Welch‘ Wohlklang der Sprache, gewürzt mit dem geschnalzten Sternchen!
Und noch etwas ereignete sich, was Gendas Herz erfreute: unversehens war das Wort „Gendersternchen“ in aller Munde! Die Blätterwälder berichteten gar vielfältig über das „Gendern mit Genda„. Und Gendas Freund*innen erfreueten sich gar sehr, sie waren von Stund an in aller Mund‘, Aug‘ und Ohren.
Und Genda schmunzelte: So hat das Gendersternchen im deutschen Blätterwald die gendergerechte und -sensible Sprache bekannt gemacht.
Das war das Märchen vom Gendersternchen Genda. Und wenn Genda nicht gestorben ist, dann schnalzt sie noch heute….