Debatte statt Diffamierung

Zum Thema Geschlechterpolitik sind zur etwa gleichen Zeit  in de Printmedien zwei Gespräche  erschienen:

1. In der Basler Zeitung ein Streitgespräch zwischen Markus Theunert (Präsident des Schweizer Dachverbandes männer.ch) und Rene Kuhn (Gründer der IG Antifeminismus).
Lesen Sie hier das Gespräch in PDF baz_181210_Seite 1 und baz_181210_Seite 2
2. In der neuen EMMA (04/12) ein Gespräch zwischen einer Feministin und einem Feministen , ein Auszug hier

agens meint:

Zwei Gespräche – zwei Welten!
Das Schweizer Gespräch: ein wohltuendes, spannendes Streit (!) – Gespräch. Ein typisches Beispiel für eine Debattenkultur, die in der deutschen Geschlechterpolitik  leider verloren gegangen ist. „Debatte“ verstanden im Sinne von neugieriger Auseinandersetzung mit den Argumenten des Gesprächsgegners. Dieses Streitgespräch besteht weder aus Schlagabtausch noch aus Schulterschluss – und das, obwohl Markus Theunert und Rene Kuhn ziemlich konträrer Meinung sind. Nach Lesen des Gesprächs spürt man: Es hat  in einer spannenden Art und Weise auch zur eigenen Meinungsbildung beigetragen.
Ganz im Gegensatz zu dem Gespräch in der EMMA, dem feministischen Zentralorgan:  Es ist ein Dialog mit Schulterschluss, sprich ein „gemeinsamer Monolog“.  Die wechselnde Angabe der Sprecher hätte weggelassen werden können. Mit gemeinsamem  Schulterklopfen schießt man sich ein auf den virtuellen Gegner, die „Männerrechtler“ . Ein weiterer Beitrag des deutschen Geschlechterkampfs von links, der nur von Polarisierung und Diffamierung lebt.

Womit wir bei der sachlichen Analyse sind. Auf das Feindbild „Männer von rechts“ einzuschlagen, zeugt von argumentativer Schwäche, besser: mehr Sehnsucht nach Selbstbestätigung, als Interesse an diskursiven Argumenten. Schade. agens wartet immer noch auf schlüssige Argumente der GeschlechterkämpferInnen von links.
Das Schweizer Streitgespräch zeigt uns dagegen z.B.  Positionen gegen staatlichen Einfluss auf der einen Seite und der Ruf nach dem „Vater Staat“ auf der anderen Seite. Das EMMA – Gespräch zeigt in trauter Einmütigkeit , wie die „erlaubte“ Meinung und der „erlaubte“ Mann auszusehen hat. Erlaubt ist, was gefällt  – noch schlimmer:  auch was regierungsamtlich gesagt werden darf. Und zwar in der wertenden Retroperspektive. Wo bleibt die Vision? Hat Gender keine Perspektive mehr? In der Schweizer Debatte steht dem pragmatische Ansatz in dem täglichen Miteinender von  Mann und Frau (Kuhn) der Sehnsucht nach Aushandeln eines möglichen gemeinsamen Wollens gegenüber (Theunert). Zwei Perspektiven mit dem  Blick nach vorn, das erfreut.