Der Weser-Kurier am 07.03.2012, kommentiert von Chefredakteurin Silke Hellwig:
Bloß nicht! Bloß keine Quote. Sicher, sie würde wahr werden lassen, worauf Feministinnen schon lange waren. Gewiss, Männer sind in den Führungsetagen noch weitgehend unter sich. Bestimmt sind Frauen hervorragend qualifiziert. Sie können leiten, sie können managen, sie können kommandieren. Aber sie haben keine Quote nötig. Und die Unternehmen haben, ehrlich gesagt, keine Frauen nötig: Dass mit Frauen an der Spitze automatisch alles besser wird, sanfter, leiser, menschlicher, eben weiblich, welch ein Humbug. Genau das gehört zu den überstrapazierten Vorurteilen über Frauen, ebenso wie das Klischee, dass sie zu unsicher und unentschlossen, zu zickig und zu zaghaft für Führungspositionen sind.
Keine Frage: Frauen sollen in den Chefetagen und Vorständen von DAX-Unternehmen Platz nehmen. sie sollen sich an die Spitzen von großen und kleinen Unternehmen, von großen und kleinen Rathäusern, von Ministerien und Landesregierungen setzen. Bundeskanzlerinnen, Bundespräsidentinnen, Bundestrainerinnen, Bundesverfassungsgerichtspräsidentinnen: Ja, ja alles ja – warum denn nicht? Frauen können das, zweifellos. Aber wenn sie in die Chefetagen wollen, müssen sie es schon selber schaffen. Eine Quote ist wie eine Erbschaft: Die Qualitäten einer Frau, die auch wegen ihres Geschlechts Chefin wird, werden genauso in Zweifel gezogen wie die eines Sohnes, der den Chefposten bloß erbt. Macht es das einfacher? Wohl kaum.
Vor allem aber müssen Frauen Karriere machen wollen. So vehement Clubs mächtiger alter Männer Frauen aus manchen Chefetagen raushalten mögen, so lasch drängen Frauen in die Chefetagen hinein. Vielen fehlt die Zielstrebigkeit, manchen der Mut. Frauenkarriere sind eher Zufälle als das Ergebnis strategischer Planung. Das kann sich und das wird sind ändern, und zwar von ganz allein.
Die politisch Korrekten werden dennoch nicht ruhen, bis sie Europa mit Quoten-Regelungen überzogen haben. Für die Pointe haben gestern die Sozialdemokraten gesorgt: Sie haben einen Gesetzentwurf für eine Frauenquote vorgelegt. Und das Trio der möglichen SPD-Kanzlerkandidaten besteht, na? Exakt zu null Prozent aus Frauen!