Familie vs. Krippenideologie

Es begann mit dem großen Krippenprogramm von Ursula v.d. Leyen. 750 000 Krippenplätze sollten in Deutschland den Bedarf decken. Aber gab es dazu eine Bedarfsrechnung?  Wir haben da unsere Zweifel….

750 000 Krippenplätze galten als Programm für berufstätige Mütter. Unser Thema: die Eigenbetreuung des Kindes stand nicht zur Debatte.  Zuständig für die 750 000 Krippen sind die Länderregierungen mit ihren Kommunen. Die Länder setzten das Programm bisher nur bedingt um – warum auch immer. Stand heute: zur Zeit fehlen etwa 200 000 Plätze.

Aber der eigentliche Skandal ist das Ergebnis einer Qualitätsbewertung der Krippen:  2/3 der Krippen wurden mit  „ausreichend“und 1/3 mit „mangelhaft“  bewertet(1). Diese Zahlen werden in der jetzigen Debatte jedoch kaum thematisiert. Die Familienpolitik empfiehlt weiterhin: Eltern sollen ihre Kinder den Experten, sprich Erziehern und ihren Bildungsangeboten,  überlassen, da wohl  „die“ Mütter / Väter dieses nicht bieten können, aber „das“ Kleinkind  Anspruch auf Bildung habe. Und überhaupt: Mütter sollten so kurz wie möglich dem Arbeitsplatz fernbleiben, ansonsten würde es ihren beruflichen Wiedereinstieg erschweren. „Ihre Produktivkraft dürfe der Wirtschaft nicht entzogen werden“, heißt es politisch korrekt in den einschlägigen Medien.
Besonders vor diesem Hintergrund mangelt es uns an Verständnis für  folgende Information: ab 1.August 2013 bekommen Eltern  für ihre Kinder ein einklagbares Recht auf einen Tagesbetreuungsplatz. Mit anderen Worten: hier wird ein Recht auf einen Krippenplatz propagiert, den es in vielen Fällen noch gar nicht gibt und dessen Finanzierung noch immer  fraglich ist. Von der zusätzlichen notwendigen Ausbildung Tausender  ErzieherInnen ganz zu schweigen. Ist das zukunftsweisende, verantwortliche Familienpolitik?

Kein Wunder, dass Signale eines Trends zu erkennen sind, die das Betreuungsgeld in einer jüngsten Umfrage der über 50% der 18 – 29jährigen positiv bewerten(2). Das ist letzten Endes die betroffene  Zielgruppe. Auch dieses Umfrageergebnis wird in der jetzigen Debatte immer noch wenig  thematisiert. Das Betreuungsgeld soll u.a. die Wahl für die Eigenbetreuung  unterstützen. Dafür ist das Beteruungsgels, zugegeben, ein mageres „Zuckerl“.  Aber immerhin ein kleiner Bonus, der  jährlich erhöht werden soll, auf dem Weg hin zur Wahlfreiheit (Eigen- oder Fremdbetreuung?) für Familien. Aber auf der anderen Seite: das Elterngeld schränkt die Wahlfreiheit ein: z. B. bevorteilt es  die Doppelverdiener.
Merkwürdig:  eigentlich protestieren die Bürger immer, wenn ihnen was genommen wird,  jetzt bekämpfen viele die Politik, wenn ihnen etwas (das Betreuungsgeld)  gegeben werden soll….. Nein, es sind in diesem Falle nicht „die Bürger“, die die Politik beeinflussen wollen, sondern es ist die Ideologie der Radikalfeministinnen, ihr Rollenleitbild „finanziell unabhängige Hauptverdienerin“ schlicht duch zu setzen.

AGENS meint: Die leidige Debatte um das Betreuungsgeld zeigt: Ohne Gesamtkonzept „Familie“ verengt sich die Debatte auf staatliche Einzelleistungen, wie das Betreuungsgeld. Es geht nicht um das Gesamthafte, nämlich die Rolle von Vater, Mutter UND dem Kind in der Familie. Deswegen sind wir  für eigenständige und systemische  Modelle der Vereinbarkeit der  Berufe von Vater und Mutter(nicht nur der Frau)  und der Familie im Mittelpunkt. Klassische Rollenmodelle sind da nur eine, aber gleichermaßen anerkannte, Variante. Es gibt keinen Kampf um den/die HauptverdienerIn.  Elemente sind: Gewährleistung von  in der Akzeptanz folgenloser Wahlfreiheit z. B. zwischen Eigenbetreuung und Fremdbetreuung und alternativen Familienmodellen, sowie der Wegfall des „Verdienstzwanges“  für die Frau und damit auch Unterstützung der Entscheidung für das Kind . Hier sind drei mögliche Denkmodelle:

Modell „Kinderpause“ 

Klassischer Lebenslauf der Frau: Ausbildung => Berufseinstieg => Familiengründung,  staatliche Hilfe mit einem Gesamtpaket:

  • Barauszahlung eines monatlichen „Erziehungsgeldes“  in Höhe der Krippenkosten für 3 Jahre. Das unterstützt die Wahlfreiheit zwischen Fremd- und Eigenbetreuung. Im Falle der Eigenbetreuung werden staatliche Anreize bereitgestellt:
  • Option für Fortbildung während der Mutterpause

und

  • Absicherung des beruflichen Wiedereinstiegs durch den Arbeitgeber nach der Mutterpause (bereits z. T. vorhandene Gesetze sollten mehr Anwendung finden)

Modell „Kids first“ (nach Prof. Kirchhoff und Sarrazin)

Idee: erst Familiengründung, dann Ausbildung, bzw. Studium, dann Berufseinstieg.
Staatliche Anreize: für das Paar bei Entscheidung der Familiengründung (unter 30 J.) ein Betrag von 50.000 Euro als Einmalleistung für das 1. Kind (dadurch Ersatz aller übrigen Transferleistungen), für das 2. Kind ein Einmalbetrag von 30.000 Euro. Somit hätte die junge Familie einen finanziellen Grundstock geschaffen und die Mutter könnte nach den Erziehungsjahren ihre Ausbildung fortsetzen und dann in den Beruf einsteigen – ohne Mutterpause.

Modell „Steuerstaffel“  (Modell Frankreich)

Staatlicher Anreiz: Steuerreduzierung in Abhängigkeit der Kinderzahl. Ab dem 3. Kind ist die Familie de facto steuerbefreit.
(Nebeneffekt: dieses Modell hat u.a. zu einer höheren Geburtenrate in Frankreich beigetragen)

Diese Familienmodelle ermöglichen eine systemische Debatte über alternative Modelle  mit von einander abhängigen  Bestandteilen, im Gegensatz zur jetzigen Diskussion um eine staatliche Einzelleistung: das Betreuungsgeld.

(1)  http://liga-kind.de/downloads/krippe.pdf
(2) http://www.stern.de/politik/deutschland/stern-umfrage-zum-betreuungsgeld-mehrheit-missbilligt-herdpraemie-1818047.html