Von Eckhard Kuhla
Stellen Sie sich vor: Sie sind Anteilseigner einer Aktiengesellschaft und lesen/hören fast jeden Tag: „11% – Frauenanteile im Aufsichtsrat sind zu wenig“, oder: „Frauen verdienen weniger als Männer“. Diese unsäglichen, mantraartigen Wiederholungen würden mich dazu bringen, das Aktien – Portefeuille meiner Unternehmen zu überprüfen, vor allem hinsichtlich der Unternehmen, die sogenannte Diversity-Vorständinnen (zuständig für die Frauenquote) einstellen. In einem zweiten Schritt würde ich den jeweiligen Personalvorstand fragen, warum er denn fortwährend die teuren Männer einstellt und nicht Frauen, die vermeintlich weniger verdienen……
Und was weiß eigentlich der Normalbürger über Quote und Pay Gap? Es ist nicht viel, was er aus feministischer Sicht wissen muss: Zum Pay Gap: Fast jeder befragte Bürger in einer beliebigen Fußgängerzone würde antworten: „Jawohl, Frauen verdienen weniger als Männer“, und zur Quote: „Jawohl, es gibt zu wenig Frauen in Aufsichtsräten“. Alles in allem: dieses „zu wenig“ – Mantra der Frauenlobby ist das Ergebnis einer genialen Performance entsprechender PR – Agenturen. So hat die Frauenlobby ihr Feld für die bundesweite, politische Umsetzung ihrer Forderungen bestellt. Ist erst mal die gewünschte „zu wenig“ – Botschaft beim Bürger angekommen, lassen sich entsprechende Botschaften in der Berliner Politszene wesentlich einfacher in Forderungen ummünzen. Wie? Wir kennen alle diese Aussagen, selbst in renommierten Printmedien:
Die Frauenquote
„Es gibt zu wenig Frauen in deutschen Aufsichtsräten im Vergleich zum EU – und zu UN Maßstäben“. Oder die zweite „zu wenig“- Botschaft: „Frauen verdienen 22% weniger als Männer“. Beide Aussagen haben jetzt den Status von Gesetzes-Vorlagen für den Bundestag erreicht. Was bisher kaum beachtet wurde: beide Forderungen nach einem „Mehr“ beruhen auf einer inkorrekten Anwendung des Dreisatzes, konkreter: die jeweilige Bezugsgröße „Prozent“, das heißt die „x pro Hundert“, wird in den Vergleichen absichtlich nicht näher definiert. Konkreter:
Die Forderung nach einer „30% Frauenquote“ geht davon aus, dass „30 pro Hundert“ der potentielle Aufsichtsrätinnen die gleichen Voraussetzungen an Kompetenz wie die Bezugsgröße „männliche Aufsichtsräte“ mitbringen. Wie das Beispiel Norwegen zeigt, ist diese Voraussetzung für die 40% Quote für die Seiteneinsteigerinnen kaum erreichbar. Um so unverständlicher ist es, dass selbst die Wirtschaftsteile der Printmedien immer wieder die wenig aussagekräftigen Prozentsätze für Aufsichtsräte thematisieren und nicht Kompetenz und Leistung der zumeist Seiteneinsteigerinnen,
Unser Vorschlag lautet deswegen: die Frauenlobby sollte eher sicherstellen, dass die Unternehmen frühzeitig in ihrer firmeninternen Führungskräfteplanung Frauen berücksichtigen, nach dem Motto: „Frauenleistung statt Frauenanteile“. Dies liegt dann voll in der firmeninternen Zielerfüllung. Diese firmeninterne Maßnahme lässt sich aber nicht politisch so gut verkaufen wie die bisherige 30% – Forderung. Außerdem hat die Forderung „Frauenleistung statt Frauenanteil“ auch nicht den Charme und den Bezug zum „Opfer-Abo“ der Frauenlobby……
Der „Gender Pay Gap“
Die Forderung „gleicher Verdienst für Mann und Frau“, abgeleitet aus dem angeblichen Minderverdienst der Frauen, beruht ebenso auf einer inkorrekten Gleichsetzung der Bezugsgröße “ Jahresverdienst“ von Mann und von Frau. Jener Vergleich ist unzulässig, da Frauen naturgemäß mit ihrem größeren Anteil an Billiglöhnen und Teilzeitstellen in summa weniger verdienen. Mit anderen Worten die Bezugsgröße „Jahresverdienst“ beruht bei Mann und Frau auf unterschiedlichen Verdienstanteilen. Bereinigt man diesen Unterschied durch eine theoretische Gleichsetzung der Bezugsgröße, das heißt Mann und Frau arbeitengleichermaßen in Vollzeit , schrumpft die Lohndifferenz (nach destatis) auf rd. 2%. Diese geringe Differenz schrumpft Rechenungenauigkeit und wäre dann auch ohne politische Relevanz – und das darf nicht sein..
Unser Vorschlag: In Form eines Gedankenspiels sollte die Frauenlobby einmal die Vollzeitfrau in ihren Strategien mit einbeziehen. Die Frau in Vollzeit würde den leidigen Gender Pay Gap gegen Null gehen lassen und mittelfristig ein Gender Pay Day überflüssig machen. Dieses Gedankenspiel zeigt den ideologisch geprägten Hintergrund der Forderung nach Lohngleichheit zwischen Mann und Frau. Außerdem zeigt dieses Gedankenspiel: die Frauenlobby ein politisches Thema ihrer Gleichstellungspolitik verlieren…….
Zusammenfassend gesehen, brauchen gewisse radikale Frauengruppen einfach das „zu wenig“ – Mantra für ihren ideologisch geprägten Geschlechterkampf – auch wenn diese Mantras (bewußt ?) mit nicht korrekten Bezugsgrößen arbeiten. Aus Sicht der Frauenlobby sollte allein die Forderung nach der Vollzeitfrau in den Vordergrund treten. Das ist aber lobbymäßig nicht vertretbar, es würde die eigene Leistung von Frauen in den Vordergrund stellen müssen. Ebenso würde das Scheinargument der störenden Netzwerke der Patriarchen würde in sich zusammenfallen von der „Gläsernen Decke“ für Karrierefrauen ganz zu schweigen.. Erst recht nicht, wenn sie männergleiche Gehaltsforderungen stellen……