Köln: Neufeministische Opferverhöhnung

von Prof. Dr. Gerhard Amendt

Beratungsresistente Parteipolitik

hart aber fair vom 11. Januar 2016 war bedrückend, denn die Politikerriege des linken Spektrums wusste nichts Weiterführendes zu den Gewaltexzessen zu sagen. MDB Künast redet wie ein Automat und Ministerpräsidentin Kraft lächelte unverständlich zum Schrecklichen, über das sie sprach. Bedrohlich allerdings wurde dieses Gerede, weil die Lebensfremdheit der beiden jeden Glauben an kompetente Lösungen aus dem Parlament als schlimme Illusion erscheinen ließ. Es war ein bedrückendes Zeichen für die Krise der Demokratie, die nicht nur die Grenzen sperrangelweit offen gelassen, sondern für die Folgen daraus allein ein Verständnis aus ideologischen Vorstellungen anbot. Durchaus ein Indiz für  beratungsresistente Parteipolitik. Es geht allein um Machterhalt, Wahlkampf relevante Antworten und Blockierung kritischer Erörterungen zu komplexen Vorgängen. Die gerade erst beginnen, ihre Dynamik der Verwerfungen zu entfalten.

Was nicht Angst macht, verdient auch keinen Respekt

Wie Menschen nicht nur mit Kriegserfahrungen, sondern vor allem mit einer Geschichte von autoritärer Lenkung und Unterwerfung in muslimischen Kulturen sich demokratischen Erwartungen anpassen, das ist ungewiss. Sie wollen die Freiheit, aber wollen sie die Freiheit, die eine Demokratie bereithält? Offenbar wollen das nicht alle. Eine Polizei, die nicht drohend, korrupt und folternd auftritt, wird von nicht wenigen als erbärmlich, lachhaft und keinen Respekt erheischend erlebt. Sie sind den Standard der harten Hand gewohnt. Was sie nicht fürchten müssen, verdient keinen Respekt. Und Furcht und Willkür ist es, was die meisten der Flüchtlinge zum klein Beigeben in ihren Herkunftsländern bewogen und letztlich zur Flucht getrieben hat. Der Wegfall der heimatlichen Gewaltverhältnisse schlägt offensichtlich nicht so ohne Weiteres in die Verehrung demokratischer Gewaltenteilung um. Es scheint – nicht erst nach Köln – nur dazu zu führen, dass allein die Angst verloren ging, die mit der gewohnte Bedrohung einherging. Bei einigen entsteht daraus die Vorstellung, dass man tun und lassen kann, was einem gefällt und was im Herkunftsland strikt verboten war. Deshalb wird die Aufhebung von Grenzen, die die Bundeskanzlerin mit dem diffusen Gestus einer Willkommenskultur verband, von einigen mit Grenzenlosigkeit beantwortet. Das Prinzip der Grenzziehung, aus der Gesittung und Recht entstehen, hat die Kanzlerin konkret, symbolisch und wohl auch verfassungsrechtlich außer Kraft gesetzt. Ob man darin eine naive Gut-Mütterlichkeit oder eine nachhängende Verhaftung in sozialistischen Solidaritätsverheißungen sehen will, ist unerheblich.

Viele Flüchtlinge nehmen den Verzicht auf Kontrolle und Gesetz bei der Ankunft im Land ihrer Träume wahr. Das bleibt bei jüngeren Männern nicht folgenlos. So haben nicht wenige in Köln das Gruppenprinzip wieder in Kraft gesetzt, das Handeln aus der Masse mit einvernehmlicher Gesinnung bewirkt. Es befreit von den Anstrengungen der eigenen Verantwortung. Von Ansprüchen der Selbstverantwortung, die in unserer Gesellschaft der Individualisierung vorherrscht,  ganz zu schweigen. Die Kölner Gewaltexzesse entsprechen einer vordemokratischen Handlungsform, die sich auch bei uns immer häufiger in links- und rechtsradikalen Gewaltaktionen einstellt.

Das Öffentliche und das Private wird zum Entweder-Oder

Das Begrabschen und digitale Eindringen in Frauen von nicht identifizierbaren Personen, die eine sexuelle Gesinnung vereint, ist deshalb aus zweierlei Aspekten unerträglich. Einmal, weil es das Gefühl von Ohnmacht in unkalkulierbarer Weise für Frauen herbeiführt. Schutz ist dann wie in den muslimischen Herkunftsländern nur noch im Kreise der Familie und des Hauses gewiss. Das demokratische Lebensmodell wird dadurch außer Kraft gesetzt. Die Differenz zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten, die wir aus anderen Gründen leichtfertig in der Vergangenheit planiert haben, wird durch „Köln“ in ein Entweder-Oder verwandelt. Die selbstverantworte Wahl, was wir in der einen oder der anderen Sphäre tun oder lassen wollen, von uns preisgeben oder bei uns behalten wollen, wird durch „Köln“ seiner Leichtlebigkeit und Gewissheit beraubt. Das Öffentliche wird tendenziell wieder zum Risiko, wenn nicht zur Gefahr – vor allem für Frauen.

Die Umdeutung erotischer Selbstdarstellung in sexuelle Einladung

Die hier übliche Selbstrepräsentation durch Bekleidung und Habitus unterliegt einem Risiko, dass nämlich dessen erotische Komponente von jungen Muslimen in eine Geste der sexuellen Einladung umgedeutet wird. Wer das so erlebt, der nennt Frauen, die ihm zu aufdringlich sich zeigen, Huren oder Schlampen. Mit einer Demokratie ist es nicht zu vereinbaren, dass derjenige, der davon erregt, irritiert oder beschämt wird, von Frauen verlangt, dass sie ihre Reize hinter dem Tschador verschwinden lassen. Die Demokratie erwartet von allen eine weitaus größere Triebregulierung und das heißt auch immer höheren Triebverzicht, als das in Clan, Stammeskulturen und autoritären Systemen der Fall ist. Weil Triebverzicht und Triebkontrolle vom Einzelnen zu leisten ist, verlieren die Verbote und vor allem strafbewehrten Regulierungen der Stammes und Clangesellschaften ihre mäßigende Wirkung. Die Verhängung der Frau mit Tüchern ist deshalb in diesen Ländern ein Schutzmechanismus vor Männern und für diese selber. Die selbstgefällige Darstellung der Frau wird deshalb in den Bereich des Privaten verbannt.

Enthemmtes Gruppenverhalten  als clash der Kulturen

Fällt dieser Vorhang, dann werden Aggressionen freigesetzt und sexuelle Wünsche der gesinnungsverschworenen Gruppe ausgelebt. Frauen werden erniedrigt, weil die Gruppe zur Selbstkontrolle nicht fähig ist. Das geschah in Köln und anderswo. Diese Männer sind freiheitlicher Kommunikation und Beziehungsformen von Demokratien noch nicht fähig. Die Dimension der öffentlichen Erotik, die zwischen Gewähren und Verweigern eine spielerische bis brisante Zwischenstellung einnimmt, stellt hohe Anforderungen an Selbsteinschätzung und Selbstkontrolle aller Beteiligten. Sie ist in Clan– und Stammesgesellschaften wie darin noch immer befangenen Zwischenstufen weitgehend unbekannt. Wer das übersieht und allein am Fetisch der Sprachbeherrschung die absehbare Integration festmachen will, der verkennt wesentliche kulturelle Differenzen, die zwischen den meisten Flüchtlingen und den Lebensverhältnissen hierzulande bestehen. Sie sind der Grund, die Integration als Projekt von weit mehr als einer Generation zu veranschlagen. Erst dann werden in den Tiefendimensionen der Geschlechterbeziehungen Veränderungen allmählich eintreten, die zu demokratischen Verkehrsformen befähigen. Es sollte auch Politikern einleuchten, dass Demokratie eben nicht nur ein Verfahren der Willensbildung und Gesellschaftsgestaltung ist. Vielmehr ist es eine Anforderung, die emotionalen und psychischen Voraussetzungen dazu vor allem durch die Familie zu schaffen. Dadurch werden gegen- und wechselseitig in ihrer Unterschiedlichkeit sich akzeptierende Beziehung zwischen Männern und Frauen überhaupt erst erlebbar. Deshalb herrscht blankes Entsetzen in Teilen des amerikanischen Feminismus, dass von der Linken, eben Grünen und SPD, eine analytische Betrachtung der Kölner Gewaltszenen mit dem fadenscheinigen Argument zurückgewiesen wird, dass man dadurch den Rassismus schüre und dem extremen rechten Spektrum nur in die Hände spiele. Es ist nicht zu übersehen, dass das linke Spektrum fürchtet, dass seine polemischen Ideologie zur Gewalt in Beziehungen sich nicht mehr aufrecht erhalten lässt. Männer als  ein Kollektiv  von „angry white men“ bis hin zu „potenziellen Vergewaltigern“ zu beschreiben (ein Funktionär der Grünen hat das gerade noch einmal betont) geht offensichtlich nur solange gut, wie keine ernsthaften Probleme zu lösen sind.

Anonymisierung der Täter demütigt die Beleidigten abermals

Eine Folge der feministischen Ideologie über Männer ist auch, dass sie damit missbrauchten und gedemütigten Frauen ein Selbst- wie Gesellschaftsverständnis der sexuellen Ereignisse verweigern. Sie dürfen den Gewalttätern kein Gesicht zuweisen, dass im Gruppenhandeln als individuelles Gesicht zwar in den Hintergrund trat,  aber die ethnisch-regionale Zugehörigkeit nicht verbergen konnte. Beide, Künast wie Kraft, machen mit ihren strategischen Interessen an einer oberflächlichen und letztlich rassistischen Simplifizierung – wonach eben alle Männer dafür in Frage kommen – Politik zu Lasten der missbrauchten Frauen, indem sie ihnen die Präzisierung der Täter an Hand ihrer Beobachtung aus der Hand nehmen. Noch schlimmer: sie unterstellten ihnen unterschwellig, dass ihre Beobachtungen rassistisch seien, weil sie das nicht hätten erkennen können oder weil ethnisch-nationale Zugehörigkeiten sich am Äußeren nicht festmachen ließe.

„Männergewalt ist  allgegenwärtig“ karikiert Rassismus Vorwurf

Es ist eine neue Variante, Leitragende von unerwünschten sexuellen Handlungen für schuldig zu erklären. Es geschieht abermals, was bei Sexualdelikten eine große Rolle spielt. GRÜNE und sozialdemokratische Überlegungen tragen dazu bei, dass die Täter anonym bleiben, was die Verarbeitung der Erlebnisse, die durchaus traumatisch verlaufen können, noch schwieriger macht. Was ansonsten Missbraucher zu ihrem Schutz betreiben, nämlich ihr Gesicht zu verbergen, wird hier von Politikern der Linken und vermeintlichen Anti-Rassisten übernommen. Sie tragen zur Verdunklung der Aufdeckung bei, indem sie erkennbare Tätergruppen zu beliebigen Männern deklarieren. Würde die Polizei sich dem anschließen, was sie anfänglich in dieser Erwartung der Linken getan hat, so wäre sie orientierungslos und die Unerreichbarkeit der Täter wäre weitgehend sichergestellt. Obwohl beide bei hart aber fair am 11. Januar 2016 für die Bestrafung der Täter plädierten, was überflüssig weil selbstverständlich im Rechtsstaat ist, so haben ihre Argumente die Funktion einer erfolgreichen Verschleierung begünstigt.
SPD und Grüne verheddern sich in ihrer Gemeinsamkeit gegen „Männergewalt und Rassismus“ auf eine fast tragisch zu nennende Weise. „Köln“ war deshalb nicht nur der symptomatische Zusammenbruch einer Strategie des Verschweigens unliebsamer Wirklichkeiten. Es hat sich gezeigt, dass der Islamophobievorwurf an die Adresse aller Wahrheitssuchenden in Politik und Wissenschaft die Waffe ist, die das Schweigen im Land über Konflikte sichern soll. Was mehr kann sich die extreme Rechte und Linke wünschen? Ohne Zweifel war das alles gutmenschlich gemeint und sollte das Gegenteil bewirken.

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