Rezension von Eckhard Kuhla
Man nehme einen gehörigen Schuss Humor, ein gerüttelt Maß an Angriffslust, eine Prise Satire, gewürzt mit einer diebischen Freude, gewissen Lobbyistinnen den Kopf zu waschen. Das rühre man kräftig zusammen und man hat die Essentials für Birgit Kelles Buch „Dann mach doch die Bluse zu“. Häufiges Schmunzeln und Kopfnicken begleiten das Lesen und unversehens ist man denn auf der letzten Seite angelangt. Schade, schon zu Ende. Es ist es ein sehr unterhaltsamer Text geworden und das über ein eigentlich unsäglich langweiliges Thema: Der Feminismus. Aber Langeweile kommt keineswegs auf. Das Bräsige und Verschwurbelte dieser Staatsideologie wird süffisant und mit charmanter Angriffslust auf die Schippe genommen und hier wird’s spannend: das Ganze wird geschrieben aus Sicht einer ganz „normalen“ Hausfrau, Mutter von vier Kindern, Ehefrau – und als Journalistin fast Vollzeit in dieser Rolle unterwegs.
Schon der Einstieg in das Buch lässt schmunzeln, hier eine Auswahl der Kapitelüberschriften: „Ich bin kein Brutkasten“, „Quotenzwangsbeglückung“, „Von Eltern und anderen Erziehungsdilettanten“ und, dem kann ich nur beipflichten: „Echte Männer braucht das Land“!
„Ich bin es leid, mich für meine Mutterrolle zu entschuldigen und zu rechtfertigen. Vor allem, wenn der real existierende Feminismus mein Lebensmodell von vorne herein ausklammert“. Birgit Kelle macht sich ein erkennbares Vergnügen daraus, über die „Gouvernanten“ des Feminismus wie Alice Schwarzer, Bascha Mika und Ursula v.d. Leyen zu lächeln. Sie kann das, weil sie aus ihrem eigenen Erleben heraus schreibt mit besonderer Betonung der Gefühlstöne – ohne staatlich verordnete Besserwisserei. Das tut gut.
Endlich ein „Antibuch“ in der Reihe von feministischer Autorinnen, die sich in ihrer Rolle als „moderne“ Frau narzisstisch wohlfühlen und dieses auch noch verbreiten. Nicht genug damit, diese Autorinnen wollen anderen Frauen – das ist eindeutig die Mehrheit – weismachen, wie sie zu leben haben. Damit haben sie sogar auch Erfolg, wenn man sich ihre Medienpräsenz anschaut.
Birgit Kelle vergleicht die überwiegende Reaktion der Frauen in der Öffentlichkeit mit der „Schweigespirale“ von Noelle – Neumann: Lieber sich dem Mainstream anpassen, als seine persönliche Meinung kundtun. Soweit zu den Frauen, und wo bleiben die Männer?
Für ihr Schweigen hat die Autorin zunächst Verständnis: welcher normale Mann lässt sich denn auf den Deal ein „Tausche meinen gut bezahlten Posten gegen einen Teilzeitjob und Hausarbeit“? Die Männer müssten in diesen Rollentausch – so die Feministinnen – hinein manövriert werden. Das sei der Lauf der Geschichte und „ausgleichende Gerechtigkeit“. Schließlich hätten „die“ Männer ja die Frauen tausende von Jahren unterdrückt….. Das Problem hat Birgit Kelle nicht. Ihr Motto ist:
„Ich bin Frau, ich bin Mutter und das ist gut so“
Dieser Gedanke zieht sich durch das ganze Buch. An vielen Stellen bestärkt die Autorin durch heitere Episoden aus ihrem Familienumfeld ihre politischen Thesen. So kann sie glaubhaft und kopfschüttelnd auf ein Paradoxon des Feminismus und seiner Gendertheorie hinweisen: einerseits negiert die Gendertheorie die klassischen Unterschiede zwischen Mann („typisch Mann“) und Frau („typisch Frau“) und andererseits betont sie die besonderen, weiblichen Eigenschaften für Führungspositionen (Stichwort: Frauenquote). Auf das Rollenspiel Mann – Frau bezogen, wird das Paradoxon offensichtlich: jeder Vater wird heutzutage freudig begrüßt, stellt er sich vor den Herd. Macht das eine Frau, erntet sie zumeist Naserümpfen. Dieser Widerspruch zeigt beispielshaft, wie bereits unterschwellig der Feminismus in der Gesellschaft Fuß gefasst hat. Grund genug für Kelle, immer wieder zu betonen: diese Gendertheorie „geht uns alle an“. Seine „Umerziehungsversuche machen auch vor unseren Kindern nicht halt“, beispielsweise in der Genderpädagogik.
Es liegt auf der Hand, dass die Autorin das Betreuungsgeld verteidigt. In der öffentlichen Debatte geht es derzeit nur noch um politisch-ideologische Positionen, denn das Betreuungsgeld steht schlicht dem Vollzeit-Mantra der Feministinnen entgegen. Kelle entlarvt deren Positionen mit der einfachen Frage an die Mütter: „Was würden Sie mit monatlichen 1200 Euro machen?“ Dieser Betrag entspricht den Durchschnittskosten eines staatlich finanzierten Krippenplatzes. Eine Mehrheit der Antworten würde sich wahrscheinlich für die familiäre Betreuung entscheiden – zumindest für die ersten zwei Jahre. Das darf jedoch nicht sein, es widerspricht der Theorie der feministischen Glücksbringer, die paradoxerweise so tun, als ob sie die Mehrheit der Frauen vertreten.
Alles in allem: ein lesenswertes, informatives Buch, besonders für junge Frauen, die beim Lesen vielleicht so manch schlummernde, familiär geprägte Wahrheit in sich verspüren, die durch die Mantras der Medien („die moderne Frau gibt ihr Kind in die Fremdbetreuung“) zugeschüttet waren. Kelle holt diese Frauen ab, hinsichtlich der familienpolitischen Debatte schreibt sie: „ich lese wenig über Liebe, wenn es um Kinder und Mütter geht“. Es gehe in der Öffentlichkeit fast nur um Vereinbarkeit, Karriereknick, Teilzeitfalle usw., aber nicht um die bedingungslose Liebe, die Eltern erfahren. Und dann taucht ein Wort urplötzlich in ihrem Text auf: „Gebärfreudigkeit“. Ein Wort scheinbar aus einer anderen Welt. Birgit Kelles nutzt es für einen Schlagabtausch. An die Feministinnen gewandt, meint sie „Männer hätten sich das Kinderkriegen schon lange bezahlen lassen…“ Das sitzt.
Sei dem wie dem sei, am Ende – so Kelle – ginge es nicht für Frau oder Mann darum zu gewinnen, sondern darum „gemeinsam ein gutes Leben verbracht zu haben“. Da kann mann ihr nur beipflichten….
Birgit Kelle, „Dann mach doch die Bluse zu“, adeo Verlag, 2013, hier Bestellung ; Ein Interview zu ihrem Buch.