von Eckhard Kuhla
Die Frauenquote, eine Kampagne mit fast täglicher Medienpräsenz, bekommt Gegenwind – und das kurz vor dem vermeintlichen Endspurt ….
Zunächst: um was geht es? Es geht der Frauenlobby schlicht um Macht (1), Macht für einige hundert zukünftige Aufsichtsrätinnen. Das werden, wohlgemerkt, zumeist Quereinsteigerinnen ohne spezifischen Erfahrungshintergrund sein. Und die versteckte Botschaft (die „hidden agenda“) heißt: diese zukünftigen Aufsichtsrätinnen sind die Vorhut für den lang ersehnten Einstieg der Frauenlobby in die Privatwirtschaft. Der Einstieg in die Privatwirtschaft ist für die Frauenlobby die letzte Bastion ihres Marsches durch die Institutionen, so zu sagen der „Königsweg“.
Dieser Marsch begann mit der Etablierung des Gender Mainstreaming unter dem Label „Gleichstellung“ (sprich Frauenförderung) in den öffentlichen Verwaltungen. Die Gleichstellungspolitik mit der – bisher unwidersprochenen – sogenannten „positiven Diskriminierung “ der Männer war DIE Erfolgsstory der Frauenlobby und eine Blamage für die „Männerpolitik“. Jetzt geht es um den Endspurt: der Einstieg in die Wirtschaft. Die Mittel und Wege der Frauenlobby dazu sind allerdings alles andere als überzeugend. Hier einige Beispiele:
– Das Mantra „Chancengleichheit für Frauen in der Wirtschaft“. Diese Aussage stimmt nur für eine kleine Frauen- „Elite“, so Ministerin Schröder (SPIEGEL 13/12). Diese Elite fungiert als Türöffner für die verschiedenen Unternehmensebenen: Beginnend mit dem Aufsichtsrat und dann über den Vorstand hinein in das Management, um das Endziel, die Quote für das Gesamtunternehmen zu erreichen.
– Sodann die mehr als gewagte statistische Herleitung: „Die mehr als 50% Hochschulabgängerinnen haben ein Anrecht auf 50% Führungskräfteanteil“. Es ist völlig unverständlich, dass dieses Argument seit Monaten unwidersprochen wiederholt werden kann, zumal es im Widerspruch zu den meisten Umfragen zum Thema Lebensentwürfe von Frauen steht. Zum Beispiel hat die Umfrage von Accenture (2011) ergeben, dass nur jede 4. Frau Aufstiegswünsche hat, bei den Männern will das jeder zweite. Zu ähnlichen Aussagen kommt Susan Pinker in ihrem Buch „Das Geschlechterparadoxon“ (2).
– Die „Frau – du – kannst – das“ Kampagne. Haben das „die“ Frauen nötig? Die Frauenquote entpuppt sich immer mehr zu einer Elitenpolitik für eine Minderheit, die ihre Chance sieht, über eine Quotierung – ohne Leistungsnachweis – in die Führungsebenen zu kommen. Die Kampagne liegt ganz im Geiste des endemischen Grundtons „Starke Frauen braucht das Land“ (FAZ). Für die Mehrheit der Frauen ist die Quote kein Thema, da gibt es andere, wie z.B. die drohende Altersarmut von Frauen.
– Das neueste Druckmittel der EU: „Handelsbeschränkungen wegen Frauenquote möglich“ (FAZ vom 28.3). Nach Meinung der Experten ein hilfloser Versuch, die Frauenquote zu erzwingen: kein EU-Land kann Marktabschottung durch die Bedingung einer Frauenquote betreiben.
Obige Aussagen sind schlichte Behauptungen ohne Beweiskraft – im Gegensatz zu einer wissenschaftlichen Beweisführung z.B. zur gesetzlichen Konformität oder dem Beitrag der Frauenquote zum Unternehmenserfolg. Deswegen wurden diese zwei Themenbereiche bewusst in der Mediendebatte bisher kaum vertieft. Aber diese Situation hat sich inzwischen geändert. In den letzten Wochen sind zwei wissenschaftliche Expertisen erschienen, die sich zu Stolpersteinen der Frauenquote entwickeln könnten:
- Eine Grundsatzstudie des Staatsrechtlers Professor Michael Sachs (Uni Köln) betont die Grundgesetzwidrigkeit der Frauenquote in Wirtschaft und Verwaltung, Erscheinungsdatum April 2012.
- eine breit angelegte betriebswirtschaftliche Analyse von Professor Sabine Boerner (Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, Uni Konstanz) konnte einen Beitrag der Frauenquote zum unternehmerischen Erfolg nicht nachweisen (3).
Zu diesen möglichen zwei Stolpersteinen kommen in letzter Zeit noch zwei weitere Experten basierte hinzu.
- Funktionsfähigkeit von Vorständen: Eine jüngste Studie der Deutsche Bundesbank hat nachgewiesen, dass mit steigendem Frauenanteil im Vorstand das Risiko für falsche Investment-Entscheidungen zunimmt.
- die gesellschaftlichen Auswirkungen einer Quote z.B. auf das Betriebsklima, auf die Unternehmenskultur oder auf das Leistungsprinzip. Über diesen Themenkomplex gibt es bisher kaum Untersuchungen. Quotierte Seiteneinsteigerinnen treffen garantiert nicht auf Zustimmung durch Führungskräfte mit unternehmensinterner Karriereplanung. Quoten könnten sich zukünftig zu einem arbeitsmarktpolitischen Instrument entwickeln, Statuszuweisungen für beliebige Gruppen zu organisieren – ohne Leistungsnachweis (4)
Diese vier Stolpersteine bedürfen nunmehr dringend einer öffentlichen Debatte durch Institutionen, die an einem ideologiefreien Diskurs interessiert sind.
AGENS ist seit Wochen hier auf dem Weg. Eine Interessengemeinschaft befindet sich in Gründung. Unser Hauptziel ist es, die öffentliche Debatte von der bisher mehr politisch-ideologischen Ebene in die wissenschaftliche zu holen.
(1) Bolz, Norbert, „Diskurs über die Ungleichheit“, München 2001, S. 49
(2) Pinker, Susan, „Das Geschlechter-Paradox„, München, 2009
(3) Boerner, Sabine, Keding, H., Hüttermann,H, „Gender Diversity und Organisationserfolg„, Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, Februar 2012.
(4) Amendt, Gerhard, „Frauenquoten – Quotenfrauen„, Leipzig 2011, S. 17
Hallo,
unbedingt weiterverfolgen, dringend.
Grüße, Hubert