Männer: Ihre neue Galanterie

Vor einem Monat hab ich beim Kunden als Softwareentwickler im Bereich Datenbank angefangen.Nach dem Motto „learning by doing“ hab ich auch gleich ein paar „Tickets“ gekriegt, also Probleme, die zu lösen sind. Damit bin ich zu den alten Hasen, und hab mir was erzählen lassen, bis ich genügend Infos hatte, um selbst weiter zu forschen. Man muss sich ja erst mal orientieren, was die da so treiben, worums überhaupt geht, wie die Dinge zusammenhängen. Doku gab’s so gut wie keine, und wenn, dann vollkommen veraltet.

Ein Monat ist mein Start jetzt her, und jeder Tag war wie ’ne Druckbetankung, viel Quellcode gelesen, und alles erstmal in den Kopf reingehauen, auf dass es sich dort sortieren möge. Steinschwer abends in’s Bett gefallen. Gestern kam eine neue Kollegin dazu. Da sie sich genau so einarbeiten muss, wurde ich ihr zugeteilt, um mein bisheriges Wissen weiterzugeben, und um die alten Hasen zu entlasten, die ja stets ordentlich zu tun haben.

Daher war ich erstaunt, mit zu bekommen, dass der jungen Kollegin sofort eine Einführungsverantstaltung angeboten wurde, die ihr einen generellen Überblick über die technischen Zusammenhänge verschafft. Auf mein Nachfragen hin, und nach einigen überraschten Blicken, darf ich nun auch daran teilnehme:  3 Termine diese Woche à 2 Stunden. Die Kollegen waren sich auch schnell einig, dass die Kollegin auch von Businessseite eine Einführung bräuchte, man würde da was schnell und unkompliziert in die Wege leiten.  Ja, hm, mal sehen, ob ich da dann auch mit darf. Tja, und dann kam mir der Sexismusbegriff in seiner seltsamen Doppelgesichtigkeit in den Sinn.

Mir wird der ganze Rotz hingeworfen, in der Annahme, ich bräuchte keine sonderliche Unterstützung, folglich im Vertrauen auf meine Fähigkeiten, was von mir aber auch maximalen Einsatz fordert. Friss Vogel, oder stirb. Und ihr ? Ihr wird eine umfangreiche Betreuung organisiert, da man ihr entweder die Fähigkeit, es selbst zu schaffen nicht zutraut, oder weil man es ihr nicht so schwer machen will. Man kümmert sich. Ich sehe mich durch diese Situation gleichermaßen auf- und abgewertet, und sehe meine Kollegin ebenfalls auf- und abgewertet, nur unter anderen Aspekten.