Orwell lässt grüßen: die Gendersprache

Liebe Leser!

Sie wissen: Frauen sind seit undenklichen Zeiten in  der Anrede „Liebe Leser“, dem sogenannten  „generischen Maskulinum“, mitgenannt. Aber nein, das war mal. Eine Minderheit von Frauen machte seit Jahren unmerklich mit dem „ –innen“ Suffix („Leser-innen“) ihren Anspruch auf Mitnennung geltend,  und zwar durch vermehrten Verbrauch von Druckerschwärze  und  bedrucktem Papier mit  unzähligen „-innen“  Wortkonstruktionen. Und Heerscharen von willigen Anpassern und „Anpasserinnen“ trieben es zu  Sumpfblüten, wie  „Mitgliederinnen“, mit dem wohligen Gefühl, sich politisch korrekt verhalten zu haben. Die Doppelanrede in politischen Reden wird zur Realsatire pur: Akustisch verschwurbelt  die weibliche Anrede häufig  zu  „Bürger‘nnen“.

Anreden, Anreden…..

„Sehr geehrte Herren“, das war die klassische Anrede noch bis in die 70er– unabhängig von eventuell an zu sprechenden Damen.

„Sehr geehrte Damen und Herren“, das waren dann die  ersten Versuche mit einer geschlechter orientierten Anrede. Die damalige Umstellung geschah lautlos, man hatte als Mann  es – galant, wie man sich fühlte – eingesehen , mitgetragen und angewandt. Ja, man hatte sogar das Gefühl, diese Anrede sei schon längst überfällig gewesen.

„Liebe Bürger und Bürgerinnen“, mit dieser Anrede wurde man in den 80ern schlicht  konfrontiert, man wusste zunächst nicht warum, man nahm es hin.  Diese „Zwangsform“ ging 1999 einher mit dem – per Kabinettsbeschluss  – einzuführenden „Gender Mainstreaming“. Zunächst nahm man(n) das immer noch – wenn überhaupt – schlicht  zur Kenntnis Aber immer mehr wurde man „politisch korrekt“, nicht mehr schmunzelnd, korrigiert, doch gefälligst die Doppelnennung an zu wenden. Es folgten sogenannte „Sprachleitfäden“ in den Verwaltungen, auf Grund derer, man im universitären Bereich, fallweise  eine schlechtere Benotung in Kauf nehmen mußte. Und in der Neuauflage der Straßenverkehrsordnung hieß es dann vereinfacht  „Zu Fuß gehende“ – statt Fußgänger und Fußgängerinnen.

Jetzt wurde es amtlich: obige Ideologie, das Gender Mainstreaming,  zog in die  Amtsstuben ein, und Sprache wurde ein Tatbestand einer möglichen „Diskriminierung“ von Frauen. Und dann  wurde es wirklich  ernst:

Sprachleitfäden

Gefühlte 30 „Sprachleitfäden“  von Kirchen, über Kommunen  bis Hochschulverwaltungen schreiben  ihrem Umfeld vor, wie gendergerechtes Sprechen und Schreiben auszusehen hat. Das sind nicht nur die Doppelanreden, sondern seitenlange, häufig nur  schriftlich anwendbare, Regelwerke, wie der Schrägstrich in Bürger/Innen, oder das große Binnen-I  in BürgerInnen. Das Neutralisieren des Geschlechts wird erzwungen mit dem Partizip „die Studierenden“ (statt Studenten)  oder durch Ausweichen auf unverfängliche Formen wie die „Lehrkräfte“. –  Ein weiteres Kapitel in den Sprachleitfäden sind seltsame Konstruktionen für die Leser anderer sexuellen Orientierungen, wie „d*Les*e*in“. Eine systematische Zusammenfassung aller verfügbaren Sprachregeln zur Gendersprache findet sich hier /1/.

Die Wurzeln:

Politische Korrektheit

Der Verhaltenskodex, gleichsam der Knigge, für das diskriminierungsfreie Verhalten in unserer Gesellschaft heißt „Political Correctness“(PC). Die PC prägt die diskriminierungsfreie Sprache. Ihre Anwendung beeinflusst,  am Bewusstsein vorbei, das Denken in den Normen der Gleichheitsreligion (s.u.). Und alle machen mit. Deutschland war schon immer eine Konsens-Gesellschaft. Orwell und sein  „ Neusprech feiert fröhliche Urständ /2/.

Gleichheitsreligion

Welches sind die eigentlichen Wurzeln dieser Kunstsprache, der Gendersprache ? Es sind dies die zunehmenden Trends zu mehr Gleichheit/3/, wie z.B. der Inklusion in den Schulen, Nivellierung der Leistungsanforderungen bzgl Frauen, Diversity in der Wirtschaft, „Ehe für Alle“ usw.

Gender Mainstreaming

Eine Art Instrumentenkoffer für das PC stellt die Staatsideologie „Gender Mainstreaming“ dar.  Sie wird  vertreten, verwaltet und teilweise überwacht, durch rd. 2000 Gleichstellungsbeauftragtinnen in den öffentlichen Verwaltungen. Aufgabe  dieser Frauen:  Klar, sie sollten Mann und Frau gleichstellen, aber de facto betreiben sie Frauenförderung auf allen Ebenen und  für alle Funktionen ihrer Behörden, so auch mit der Gendersprache mit dem Instrumentenkoffer Gender Mainstreaming. Eine offizielle Definition ist hier/4/ zu lesen.

AGENS wird aktiv: AG „Gendersprache“

AGENS hat zusammen mit dem VDS /5/ vor 2 Jahren eine Arbeitsgruppe „Gendersprache“ anfangs auch zusammen mit Schweizer und österreichischen Kollegen. Die AG  hat  Texte zur Anwendung der Gendersprache im europäischen Ausland, und über nebst die zuständigen Sprachpflegeinstitutionen, sowie  eine Kurzanalyse ausgewählter Sprachleitfäden verfasst. Außerdem hat die AG eine Dokumentation einschlägiger (Fach-)Artikel  eingerichtet. Das „Credo“ der AG wurde in 5 Thesen /6/ gemeinsam mit dem VDS verabschiedet.

Zwei Steilvorlagen

Eine Steilvorlage lieferte uns die Entscheidung von Macron, in Frankreich die Gendersprache zu verbieten /7/. Dazu verfassten wir eine Presseerklärung /8/. Die mediale Reaktion war im deutschen Blätterwald relativ dürftig.

Die 2. Steilvorlage lieferte uns – völlig unerwartet – der Duden Verlag mit der  Herausgabe des DUDENS „Richtig gendern“. Damit erhielt das Gender Mainstreaming nun endgültig die Weihen einer Staatasideologie. Wir werden darüber berichten.

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Verweise:

/1/https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechtergerechte_Sprache

/2/https://agensev.de/?s=neusprech

Neusprech – aus dem Werkzeugkasten moderner Ideologien

/3/https://agensev.de/die-religion-der-gleichheit/

/4/http://www.genderkompetenz.info/gendermainstreaming/

/5/ http://vds-ev.de/gegenwartsdeutsch/gendersprache/gendersprache/

/6/http://vds-ev.de/wp-content/uploads/2017/02/ag-gendersprache_5thesen.pdf

/7/ https://www.welt.de/kultur/article170857223/Frankreichs-Premier-verbietet-Gender-Schreibweisen.html

/8/http://vds-ev.de/pressemitteilungen/kulturpolitische-sensation-frankreich-stoppt-gender-sprache/