H.-Norbert Ulbrich (Erzieher, staatl. anerkannt) schreibt:
Geschichte
In Waisenhäusern und Erziehungsanstalten wurden Kinder und Jugendliche ab dem 19. Jahrhundert außerhalb von Familien erzogen. In Waisenhäusern betreuten vor allem Ordensschwestern unter der Leitung von Pfarrern die Kinder. In staatlichen Heimen wurden häufig Kinder und Jugendliche untergebracht, die „auffällig“ geworden waren. In Erziehungsanstalten sollten sie zu vollwertigen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden.
Die seelischen Schäden, die Kinder durch die Fremdunterbringung erwarben, sind als „Hospitalismus“ bekannt. Die Missstände in den Heimen werden seit einigen Jahren aufgearbeitet. In der Gesellschaft galt es als Makel, „im Heim“ gewesen zu sein.
Eine pädagogische Ausbildung des Personals in Heimen war damals nicht üblich. Erst ab den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts setzte sich durch, dass Erzieher pädagogisch ausgebildet sein sollten.
Kindergärtnerinnen betreuten seit 1840, als Friedrich Fröbel den ersten Kindergarten gründete, Kinder in diesen. Die Kinder lebten dabei weiter in ihren Familien und suchten den Kindergarten nur einige Stunden am Tag auf, um dort durch kindgerechte Erziehung gefördert zu werden. Kindergärtnerin wurde ein Ausbildungsberuf, der sich der Erziehung von Kindern ab ca. 3 Jahren bis zur Schulzeit widmete.
Ausweitung der Fremdbetreuung
Gegen 1970 wurden die beiden Berufe des (überwiegend männlichen) Heimerziehers und der (immer weiblichen) Kindergärtnerin zu einem Beruf zusammengefasst, der die Berufsbezeichnung „Erzieher“ bekam. Die Ausbildung übernahmen Fachschulen für Sozialpädagogik.
Heute arbeiten Erzieher beider Geschlechter sowohl in Kindergärten als auch in stationären Einrichtungen wie Kinder- und Jugendheimen oder Wohngruppen. Das Berufsfeld umfasst nun auch die Betreuung von Grundschulkindern in Horten und der offenen Jugendarbeit bei Freizeitangeboten sowie die Arbeit mit Behinderten.
Die immer mehr zunehmende Fremdbetreuung von Kindern über die Kindergarten- und Schulzeit hinaus führt zu einem gestiegenen Bedarf an Erziehungspersonal.
Im Vorschul- und Grundschulbereich sind überwiegend weibliche Pädagogen anzutreffen. Dies und die ansteigende Anzahl von Kindern aus unvollständigen Familien („Alleinerziehende“) sowie zunehmend auffälliges Verhalten (siehe die zunehmende Verschreibung von Ritalin und Co.) von Kindern führte zu der Erkenntnis, dass es notwendig ist, auch Männer an der Erziehung von Kindern zu beteiligen.
Derzeit wird parallel zu dem forcierten Ausbau der Kinderfremdbetreuung der Mangel an pädagogischem Personal beklagt. Das führt dazu, dass der Beruf des Erziehers heute massiv beworben wird. Ein Beispiel dafür ist die Kampagne „Grosse Zukunft mit kleinen Helden„. Mit ihr wirbt das Hessische Sozialministerium u.a. auf der Internetseite http://www.grosse-zukunft-erzieher.de massiv dafür, den Beruf zu ergreifen. Bei weiblichen Schülern mit mittlerer Reife braucht der Beruf eigentlich nicht besonders beworben zu werden. Frauen haben schon immer gerne diesen Beruf ergriffen, da sie in ihm ihren Vorlieben entsprechend arbeiten können.
Ausbildung
Die Ausbildung zum Erzieher ist heute nach Bundesländern unterschiedlich.
Hier als Beispiel die Ausbildung in Hessen: Während der ersten zwei Jahre besucht ein zukünftiger Erzieher die Höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz. Neben der pädagogischen und pflegerischen Grundbildung sowie einer Grundbildung in Ernährung und Hauswirtschaft lernt der Schüler vor allem die Praxis kennen. (Mit dieser abgeschlossenen Ausbildung unterstützen und ergänzen Sozialassistenten in erster Linie die Arbeit von Erziehern in Kindergärten und Kindertagesstätten, das Personal in Alten- oder Behindertenheimen oder unterstützen für soziale Dienste alte und behinderte Menschen.)
Um Erzieher zu werden, müssen anschließend drei Jahre lang an einer Fachschule für Sozialpädagogik Kenntnisse in berufsbezogener Allgemeinbildung, Sozialpädagogischer Theorie und Sozialpädagogischen Fertigkeiten erworben und abschließend ein Berufspraktikum in einer sozialpädagogischen Einrichtung absolviert werden.
Männliche Erzieher
Wirklich attraktiv scheint der Beruf aber für die Zielgruppe der männlichen Berufseinsteiger nicht zu sein. In den letzten vier Jahrzehnten, in denen die Fachschulen für Sozialpädagogik Männer genau so wie Frauen offen standen, besuchten männliche Absolventen im einstelligen Prozentbereich diese Fachschulen. Offensichtlich ist die Pädagogik für Männer mit mittlerer Reife nicht attraktiv. Sie erhalten mit dieser Vorbildung nur Zugang zu geringer angesehenen Berufsfeldern. Bei Männern mit Abitur ist die Situation etwas anders. Die Berufe des Lehrers, Sozialarbeiters oder Sozialpädagogen ergreifen Männer häufiger. Sie sind besser angesehen und deutlich besser bezahlt.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass ein Handwerker oder Kaufmann nach ca. drei Jahren seine Ausbildung beendet hat. Er kann später als Meister oder z.B. Filialleiter Führungsaufgaben anstreben. Die Ausbildung zum Erzieher dauert jedoch fünf Jahre. Im Gegensatz zu Lehrlingen im Handwerk oder Handel bekommt er keine Bezahlung während der Ausbildung. Die spätere Vergütung ist bei Berücksichtigung der Ausbildungsdauer nicht attraktiv. Häufig sind die Stellen in Kindergärten und Krippen Teilzeitstellen mit entsprechend niedriger Vergütung. Aufstiegschancen in Leitungsfunktionen bestehen praktisch nicht, da besser qualifizierte Sozialarbeiter oder Sozialpädagogen die Leitungsstellen besetzen. Ausgebildete Erzieher sind nur als exotische Ausnahmen in der Arbeit mit Vorschulkindern zu finden, sie gehen häufiger in die Arbeit mit älteren Kindern und Jugendlichen.
Quereinstieg
Um den Bedarf an Fachkräften in der Fremdbetreuung zu decken, werden zunehmend berufsbegleitende Ausbildungsgänge angeboten. Z.B. können Personen, die ohne entsprechende Ausbildung seit drei und mehr Jahren in der Kinderbetreuung tätig sind, berufsbegleitend den Abschluss zum staatlich anerkannten Erzieher erwerben. Diese Ausbildung dauert drei Jahre. Das Thema der Akzeptanz von Quereinsteigern sei hier nicht weiter behandelt.
Generalverdacht sexueller Missbrauch
Ein bereits als kritisch anzusehender Aspekt ist der Generalverdacht des sexuellen Missbrauchs, dem Männer in der Arbeit mit Kindern ausgesetzt sind. Die feministische Bewegung baut vor allem auf der Unterstellung auf, dass Männer gewalttätig sein und Kinder sexuell missbrauchen sollen. Diese Unterstellung greift auch bei Vätern und Männern, die beruflich mit Kindern arbeiten. Ein Mann wird bei der Arbeit mit Kindern einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit darauf richten müssen, dass er keinen Anlass zu falschen Verdächtigungen gibt. Beim Windeln, Waschen und Baden von Kindern sollte er z.B. niemals allein mit dem Kind in einem Raum sein. Bei allen Aktivitäten mit körperlichem Kontakt, z.B. beim Schwimmen, Raufen oder Kuscheln, muss er sich sicher sein können, dass kein Außenstehender einen sexuellen Missbrauch in sein Handeln hinein interpretieren kann.
Dabei wird er ständig unter der Beobachtung von (einigen) Eltern stehen, die misstrauisch überwachen, ob der Erzieher Grenzen zu sexuellen Handlungen überschreiten könnte.
Männer werden dadurch im offenen Umgang mit den ihnen anvertrauten Kindern häufig gehemmt sein und diese Hemmung werden die Kinder wahrnehmen. Deshalb können männliche Erzieher nicht wirklich die Vaterrolle übernehmen. Die Forderung nach einem erweiterten Führungszeugnis für Männer, die mit Kindern arbeiten, ist keine Entlastung für diese Männer. Ganz im Gegenteil, dadurch wird der Generalverdacht unterstrichen, unter den Männer gestellt werden.
Der Beruf des Erziehers ist, wenn man gerne mit Kindern arbeitet, ein schöner und erfüllender Beruf. Unter den heute gegebenen Umständen kann man aber einem Mann nicht empfehlen, diesen Beruf zu ergreifen. Finanziell ist er nicht attraktiv und als Mann steht ein Erzieher immer mit einem Bein im Gefängnis.
Der Artikel ist lesenswert, aufgestoßen ist mir aber doch der Passus über das „zunehmend auffällige Verhalten“, das mit Zwangsverabreichung von Ritalin bekämpft wird. Zugenommen hat wohl weniger die „Verhaltensauffälligkeit“ als vielmehr die negative Bewertung eines ganz normalen Verhaltens von Jungen, das gerne mit so albernen Etiketten wie „hegemoniale Männlichkeit“ versehen wird.
Die Furcht vor Kindermissbrauch ist zbu einer regelrechten VolksparaNoia geworden.
Wenn ich Aufsicht fuere traue ich mich kaum laenger mit dem Blick auf einem Kind haften zu bleiben.
Beim lesen eines Bilderbuches mit mehren Kindern achte ich sehr darauf immer gut sichtbar zu sein ( die gemuetliche Leeseecke mit ihren Decken und Kissen ist also tabu ) und Koeperkontakt nur an den unverfaenglichsten Stellen zuzulassen.
Hilfestellung beim Turnen oder das Raufen muss ich ebenso wie spontane Umarmungen ablehnen.
Eigentlich hatte ich mich sehr darauf gefreut meine Ansichten, Ueberzeugungen und eben mein maennliches Wesen in die Arbeit einfliessen zu lassen aber ich musste erkennen, dass es mir wenig moeglich ist autentisch zu agieren.
Im Kindergarten koennejederzeit Eltern in die Gruppe kommen und wer einmal mit 5 Kindern gemuetlich eine Geschichte gelesen hat waehrend eine Mutter den Kopf durch die Gruppentuere steckte kennt den Blick. Irritation, Misstrauen und Skepsis zeichnen sich fuer nur eine Sekunde ganzdeutlich ab. Aber das reicht um Befangenheit zu erzeugen.
In der OGS bin ich alleine mit den Kindern in einem Klassenraum. Die Tueren bleiben offen, der Abstand immergewahrt und grosser je weniger Kinder noch zum Arbeiten verbleiben.
Ich moechte nicht dabei “ erwischt“ werden wie ich dem letzten Kind, welches ueber den HA verzweifelt troestend den Arm um die Schulter lege waehrend ich eindringlich, ruhig und leise mit ihm spreche.
Ich habe in meiner Zeit als Erzieher in Heim, Kindergarten, Schule und Jugendzentrum immer wieder Menschen getroffen die seit 20 Jahren mit Gewalt ihr Team so formen wie es ihnen passt. Unangenehme Ansichten werden vertrieben und auch mal massiev gemobbt.
Wenn ich mich bei einem Skrupellosen Kollegen unbeliebt mache kann ich mir u.U. Einen neuen Beruf suchen. Steht erstmal im Raum, dass “ der irgendwie komisch mit den Kindern ist wenn er sich unbeobachtet glaubt“ startet eine Spirale aus Verunsicherung und Hineininterpretieren die fatal enden kann.
Ich habe schon miterlebt, wie ein maennlicher Kollege mit boesartigen Mitteln aus einer Einrichtung gedraengt wurde. Danach stand ich dann unter Beschuss( damals im Anerkennungsjahr weitgehend hilflos). Ich bin im Sozialwesen schon auf Menschen getroffen die gute Arbeit geleistet haben aber zu Kollegen bzw Untergebenen teils extrem asozial waren.
Bei der Arbeit sind also nicht nur paranoide Eltern sondern auch Kollegen ein Faktor der immer bedacht werden muss. Hier nicht selbst paranoid zu werden stellt schon eine gewisse Herausforderung dar.
Teilweise arbeitet man jahrelang mit den gleichen Kindern. Man sieht jeden Tag wie diese Menschen wachsen. Sie lachen, weinen, jubeln, gruebeln, langweilen und entwickeln sich und irgendwann verlassen sie die Eirichtung fuer immer, verschwinden aus deinem Leben. Und dann stehe ich da am letzten Tag und sehe mich nicht in der Lage einen liebgewonnenen Menschen menschlich und nach meinen und seinen Beduerfnissen zu verabschieden. Das ist schade aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu feige um mit fremden Kindern wie den eigenen umzugehen, so wie es viele Kolleginnen tun.
Ein sehr guter Artikel.
Hier mal eine andere Wahrheit zum „genderpolitischen“ Missbrauch.
Eine harmlose Frage führte offensichtlich zum Aussetzen der Wehrpflicht:
http://forum.meinungsschreiber.net/?page=Postings;id=18;thread=4552
Und nun will die Politik Soldaten zu Erziehern machen:
http://webjungs.de/emanzipation/kurioses/soldaten-zu-erziehern/