Und, wie geht’s der Familie?

Autor: Thomas Fügner

Welcher Familie?

Welches Bild haben wir von Familie? Das, was die Medien uns erzählen: Familie ist, wo ein gemeinsamer Kühlschrank steht. Oder: wann haben Sie zum letzten Mal eine weißhäutige Mehr-Kinder-Familie in der Werbung gesehen?

Im Folgenden ist der Blick auf die “zeitgemäße” Familie von einem alten, weißen Mann. Mit Familienerfahrungen. Viel Patchwork. Und Scheitern.

Mit der gesunkenen Geburtenrate und der gestiegenen Scheidungsrate ist auch die Patchworkfamilie häufiger geworden. Funktioniert sie? Eher nicht. Mit breiter Erfahrung, im Scheitern wie in der Heilung, kann ich heute sagen: “Nie wieder!”

In der Schule wussten wir beim Fußball: gibst du den Ball ab dem Einzelkind, rennt der besinnungslos auf‘s Tor zu und… Abgeben gab es nicht. Egoist halt. Wir wussten, im Sozialverhalten ist er ein bisschen anders. Das ging klar, solange diese Einzelkinder die Minderheit waren. Heute sind es fast alles Einzelkinder. Oder wie Johann König es formulierte: “Statt Einzelkind bevorzuge ich die Bezeichnung Alleinerbe.“

Die Mehr-Kinder-Familie ist die Ausnahme. Ausser in der Migranten-Familie islamischer Provenienz.

Die massiv angestiegene Zahl der Messerangriffe von Männern auf ihre Ex-Frauen legt die Vermutung nahe, dass es auch mit Migranten in diesem Fall nicht leichter ist.

Aber nachdem sie nun mal geschieden sind, was bleibt der allein erziehenden Mutter, der „Heldin“ des sozialen Feuilletons? Die Armutsfalle. Konnte ja keiner ahnen, dass zwei Haushalte schwerer zu finanzieren sind als ein gemeinsamer.

Und wie geht es den Kindern? Dramatisch schlecht.

Ihre Kinder sind für manche Eltern so unerträglich, dass sie sie lieber für einige Zeit den Großeltern überlassen, um sich im kinderfreien Hotel von der so genannten Überforderung zu erholen. Trotz Waschmaschine und Spülmaschine, trotz Staubsauger und „Convenience Food“ sind tatsächlich einige Eltern schon mit dem einzelnen Kind „überfordert“. Und wenn man sich anschaut, was die Eltern zulassen, wie das Kind mit ihnen umgeht, kann man das sogar ein Stück weit verstehen.

Warum?

Offensichtlich scheitert mindestens eine, vielleicht sogar drei Generationen am Summerhill-Ideal: Nicht alle Kinder bringen diese intrinsische Motivation mit: das tiefe Wohlwollen dem Anderen gegenüber und die Begeisterung für Leistung. Das Menschenbild, das Dogma, das Bild, das wir von der Entwicklung der Psyche der Kinder haben, ist durch Medien geprägt vom Summerhill- Ideal: „Children by Nature are good and benevolent“. Mit der Etablierung der Ideale der 68er in Erziehung, Bildung Justiz und der Ablehnung jeder Autorität gegenüber dem „Herr der Fliegen“ erleben wir ein katastrophales Scheitern einer ganzen Generation. 

Die Folgen: Jungs stehen verstärkt unter Ritalin, werden Mobbingopfer, die Messergewalt an Schulen hat sich verdoppelt, Studenten, die zu 50 % Antidepressiva brauchen, und ein Bildungssystem, das komplett scheitert.

Auch nach Corona findet eine intensive Beschulung, das Vermitteln von Wissen und sozialen Fertigkeiten, kaum noch statt. Lehrer sind überfordert mit den Versuchen, halbwegs disziplinierte Klassenatmosphäre zum Lernen aufrecht zu erhalten, besonders unter mehrheitlich Kindern, denen deutsche Sprache und Schrift, Ehrgeiz um Wissen von Haus aus buchstäblich fremd sind.

Alle drei, Eltern, Lehrer, Schüler, haben dem Leistungsprinzip abgeschworen und sind halbwegs froh, sich mit Projektwochen und Minderleistungen bis zu den nächsten Ferien und dem sogenannten Schulabschluss der Reife durchzuhangeln.

Die Familie kann die Defizite der öffentlichen Bildung nicht ausgleichen. Weil beide Elternteile arbeiten, gibt es kein soziales Miteinander und keinen gemeinsamen Mittagstisch. Noch nicht mal in der Freizeit können Kinder und Eltern auf das Handy verzichten. So findet nicht nur keine soziale Bildung statt, auch die gesundheitlichen Probleme wachsen uferlos.

Unterschiedlich ist auch der Umgang der Generationen mit Kritik. Während Boomer mit Ablehnung oder gar Verachtung (wie ich) auf die Millennials und deren Erscheinung reagieren, reicht es den Millenials offensichtlich, sich der Probleme „bewusst zu sein“.

Ändern wird sich auf diese Weise bei keinem etwas. Das Elend wird sich also vertiefen.

Die Zerschlagung der Werte um die „klassische westliche Familie“ führt zum Zerfall der Gesellschaft, ein kollektiver Erziehungsfehler!

Nein, ich bin nicht traurig, keine Familie zu haben. Die ideologischen Gräben zwischen Männern und Frauen, Eltern und Lehrern, Migranten und autochthonen Deutschen sind zu tief. Das Traurige: auch die Anfang 20-jährige Tochter meines Nachbarn möchte keine Kinder mehr. 

Kein Ausblick auf eine fröhliche Zukunft. Danke, Ihr 68er, Ihr habt gewonnen: die Macht und das Elend.