Das ist eine gute und berechtigte Frage, die mir sehr viele stellen. “Du bist als Frau in einem Männerverein, hää?“ Wie kommst du denn dazu?“. Meine Kinder haben zuerst gelächelt, als ich ihnen das erzählte. Ich hatte mir sogar überlegt, ein T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich setze mich für Männer ein“ anzuziehen. Ob mir das helfen würde? Dann würde man vielleicht ganz anders angesprochen werden. Oder es verkürzt oder verlängert die Kommunikation.
Zurück zur spannenden Frage, warum ausgerechnet ich bei einem Verein gelandet bin, der sich ja irgendwie von den anderen abhebt. In dem momentan mehr Männer als Frauen Mitglieder sind. Aber das wird sich rasch ändern -ich bin Optimistin!
„Hilfe ich bin von Männern umzingelt!“- so hatte ich mich bei meiner ersten Mitgliederversammlung gefühlt. Und komisch – ich habe das sogar überlebt. Die Männer sind ja doch nicht alle Neandertaler… sie gaben mir teilweise recht brav die Hand, hießen mich willkommen und waren sogar kommunikationsbereit! Wow! – dachte ich,- das gefällt mir. Dann kann ich ja wirklich dort aktiv werden. Auf einen Versuch kommst halt drauf an. Und nun bin ich schon seit ca. einem Jahr ein „echtes“ Mitglied in eben diesem Verein, in dem trotz aller Probleme viel gelacht wird. Und der Versuch geht weiter…
agens an sich hatte ich aber schon seit seiner Gründung auf meinem Schirm gehabt – durch eine sehr aktive und nicht minder bekannte Gleichstellungsbeauftragten (Goslar).Die machte mich darauf aufmerksam und ich bin eine sehr neugierige Frau. Sie hielt mich auf dem Laufenden – ich bekam von ihr den Tipp mit dem Buch „Befreiungsbewegung für Männer“, das ich mir dann auch ganz artig wie ich so bin, besorgte und sogar las (bin zwar blond -aber soooo blond nun auch nicht, das ich nicht lesen könnte…) Das meiste war mir bekannt – aber gesammelt in einem Band gab es das so ja noch nicht, was ich wiederum gut fand. So wurde ich aber noch neugieriger – vor allem auf die Autoren.
Die Kuhla`s hatte ich dann auch bald darauf kennengelernt – sogar persönlich. Sie waren einer Einladung von mir gefolgt, meiner hier ansässigen und zugleich recht aufsässigen Gleichstellungsbeauftragten (Bielefeld) mal auf ihre ach so zarten Händchen zu hauen und sie daran zu erinnern, sich vielleicht mal auch mit Jungs/Männern zu beschäftigen. Nicht das ich das nicht auch alleine hätte schaffen können, aber in einem Rudel steht man ja immer besser da (meistens jedenfalls).
Meine Beweggründe für den Beitritt sind auch ganz simpel zu erklären.
Als Frau und Mutter von 3 erwachsenen Kindern und 2 Enkelkindern fiel mir schon vor Jahren gewisse Unregelmäßigkeiten der Geschlechter auf. Dachte mir aber nicht so viel dabei, weil ich lauter Mädchen habe. Betraf mich also nicht direkt. Zudem als allein erziehende kamen nicht ganz so viele Männer in unser Haus.
Meine Mädchen mussten also mehr oder weniger ohne den männlichen Input auskommen. Was aber bekannterweise recht gut ausging. Jungs wurden schon immer irgendwie anders behandelt – das durfte ich des öfteren beobachten. sowohl schulisch wie auch privat.
Durch das Miterleben besagter Gleichstellungsbeauftragten, kam ich zum Entschluss, das auch ich etwas verändern/bewirken könnte, wenn ich mich persönlich dieser Thematik stellen würde. Der Auslöser war innerhalb meiner Familie zu suchen: Mein Bruder und seine Ex-Frau stritten sich um Haus, Hof und die Kinder. Einfach zu blöde, dachte ich mir. Und ich wurde erstens wütend und zweitens wachgeküßt durch eine Äußerung von ihm. Er war überfordert und hilflos, eine Situation die ich an ihm noch nicht kannte. Er bat mich um Hilfe! DAS gab bei mir den letzten Schub zum Handeln. Ich war froh, das mich Frau Ebeling so gut über ihren Schaffensbereich informiert hatte, dass mir das Einsteigen in diese Materie nicht allzu sehr schwer fiel.
Dieser Verein setzt sich eben genau dafür ein, was ich denke und auch fühle. Ich persönlich fühle mich dort gut aufgehoben -als „eine von denen“ – unabhängig vom Geschlecht. Die auch alle sehen, was und wo Ungerechtigkeiten stattfinden spezifisch gegen das männliche Geschlecht und die endlich der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden muss. Die Gesellschaft muss sensibilisiert werden für die Diskriminierungen und Benachteiligungen gegen den Jungen/Mann. Dafür steht der Verein agens-genau wie ich.
Ich wurde daraufhin gefragt (im Scherz), ob ich denn nun eine „Männerversteherin“ wäre. Nun ja, vielleicht nicht ganz, aber zumindest versuche ich sie zu verstehen und mich für sie genauso einzusetzen wie für Frauen….
Silke Liss, Bielefeld
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