War Ihr Teddybär vielleicht schwul, lesbisch oder trans- oder intergender? Was, darüber haben Sie sich damals keine Gedanken gemacht? Das war aber herzlos. Sagen Sie nicht, Sie waren noch ein Kind und kannten diese Feinheiten nicht. Sie hätten es wissen müssen – und was hatten Sie für Eltern – und was für Kindergärtnerinnen, wie die KitabetreuerInnen damals hießen? Haben die Sie nicht darüber aufgeklärt, dass das Geschlecht frei wählbar ist, immer und zu jeder Zeit? Zugegeben, zu Ihrer Zeit war noch Mittelalter oder kurz danach. Aber trotzdem, ein Grundwissen über diese Dinge war doch da, schon damals.
Zugegeben, der Teddybär hat in aller Regel keine sekundären Geschlechtsmerkmale. Aber gerade dies hätte Ihre kindliche Intelligenz herausfordern müssen. Ist der Teddybär nun Mann oder Frau oder Beides? Kann er sich entscheiden, was für ein Geschlecht er hat oder haben möchte? Ist für den Teddybär alles offen? Will er alles erst mal ausprobieren, um das ihm Gemäße zu finden?
Ja, es heißt der Teddybär. Aber deswegen müssen wir doch nicht auf diese heteronorme Falle hereinfallen, die uns die Sprache stellt. Der Teddybär – oder die Teddybärin oder das Teddybär? Ganz wie es beliebt.
Letztlich ist das aber doch von großer Bedeutung, Puppen für Mädchen geht nicht mehr. Schließlich wollen wir ja die Frau aus ihrer Mutterrolle befreien. Puppen für Jungs kommen oft nicht so gut an. Also bleibt für Mädchen und Jungs nur der Teddybär. Aber dass dem nun die Sprache dem männlichen Geschlecht zuordnet, ist aus Sicht einer modernen Geschlechterdemokratie fatal.
Unabweisbar ist daher die Konsequenz, uns von den überkommenen heteronomen Konventionen der deutschen Sprache zu lösen. Für „der Teddybär“ bietet sich die geschlechtersensible Form „dxx Teddybärxx“ an, die nicht nur sehr eingängig ist, sondern auch jede Art von Diskriminierung ausschließt.
Zurück zur Ausgangsfrage. Haben wir uns bereits in jungen Jahren der Diskriminierung schuldig gemacht, indem wir unhinterfragt die Geschlechtlichkeit unseres Teddybären festgezurrt haben, ohne ihn nach seinen wahren Bedürfnissen zu fragen und ihm seine geschlechtlichen Möglichkeiten aufzuzeigen? Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns eingestehen, dass wir in diesem Sinne schuldig sind. Mildernde Umstände sind vielleicht in unserer kindlichen Unwissenheit zu finden. Wie dem auch sei, unseren Anteil an Schuld frühkindlicher Diskriminierung können wir abbauen, indem wir jetzt das Buchprojekt ‚Teddy Tilly‘ fördern. Spenden Sie also noch heute für das australische Crowdfunding Projekt Teddy Thomas, der jetzt Tilly genannt werden will. Adresse und Konto: ……
Halt! Soeben höre ich, das Crowdfunding-Projekt wurde geschlossen. Die Zahl derer, die Entlastung von ihren Schuldgefühlen suchten, war so groß, dass die erforderliche Summe schon nach wenigen Tagen erreicht war. Wir informieren aber, sobald das LSBT-Team ein neues Projekt auflegt.