…weil mir schon aus demokratietheoretischen Gründen die Diskussionskultur in den öffentlichen Debatten zum Thema „Geschlechterkultur (Gender)“ zutiefst widerstrebt.
(Ich bin Student, und möchte meinen Namen nicht nennen, weil ich Nachteile für mein Studium befürchte)
Als sei dies selbstverständlich, vertreten Frauen hierbei nahezu ausschließlich „Frauen“ oder das, was sie dafür halten. Und die Männer? Auch sie halten es für einzig richtig, sich dem entweder willfährig zu fügen oder genauso für die Ziele einzutreten, die die fordernden Frauen aus purem Eigennutz verfolgen.
Ich denke, dass es kein vorab festgelegtes „Gemeinwohl“ geben kann, das lediglich noch gesucht bzw. gefunden werden muss, sondern, dass in einer pluralistischen Demokratie viele unterschiedliche Interessengruppen kontrovers darüber miteinander streiten müssen, wie die Zukunft gestaltet werden soll, auch und gerade in Fragen der Geschlechterkultur.
Die Feminist(inn)en reden gern von einem Geschlechterkampf. Dieser Begriff ist insofern durchaus zu rechtfertigen, da ebenjene Feministinnen, erst recht denen der jungen Generation und den Männern bereits seit vierzig (!) Jahren einen solchen Kampf aufzwingen. Jegliche Verhaltensweisen bzw. Persönlichkeitseigenschaften, die v.a. Männer aufweisen, werden negativ konnotiert und Handlungen wie Charakteristika, die immer schon als verwerflich galten, mit Männern und „dem Männlichen“ verbunden – heute so stark wie nie zuvor.
Durch die permanente feministische Indoktrination in alle Bevölkerungsschichten hinein – inzwischen vollkommen unabhängig von parteipolitischen Bindungen, Werten, Weltbildern oder Lebenshaltungen – ist gesamtgesellschaftlich eine Atmosphäre entstanden, die den Männern Hand- und Fußfesseln anlegt. Diese Fesseln können von ihnen bestenfalls dafür temporär gelockert werden, um interessierten Frauengruppen und ihren feministischen Vertreterinnen wie auf einem Tablett die erfüllten Forderungen zu übergeben, nur, um dann wieder gefesselt zu werden, damit die Frauen ihre Interessen gegen jene der Männer durchsetzen können. Dennoch sprechen Frauen gern von einem „Kampf“, doch unfairer, als sie es tun, kann man kaum kämpfen.
Männerinteressen zu entwickeln und frei – ohne Tabus und Maulkorb – zu vertreten und durchsetzen zu wollen, halte ich für vollkommen legitim. Es sollte endlich getan werden. Dies steht nicht gegen Frauen und ihre Anliegen, sondern für die Bedürfnisse der Männer und gegen eine – inzwischen zum gewöhnlichsten Mainstream gewordene – egalitaristisch-feministische Indoktrination, die wegen ihrer Soziologielastigkeit und Biophobie im Ganzen menschenfeindlich ist und jegliche natürliche Ungleichheiten, die das Miteinander der Geschlechter doch gerade erst interessant werden lässt, um jeden Preis nivellieren will. Das einundzwanzigste Jahrhundert sollte keinen Raum mehr bieten für Ideologien aller Couleur, sie stehen der freien Entfaltung des und der Einzelnen wesensimmanent diametral entgegen.
Ein Phänomen, das seit nunmehr zwei Generationen in allen gesellschaftspolitischen Debatten Westeuropas eine vorherrschende, links-liberalen Deutungsmacht darstellt, die ein symbiotisches Verhältnis zum Feminismus und zum Gender Mainstreaming pflegt. Letztere Ideologie meintdas , die soziale Relevanz des biologischen Geschlechts gleich gänzlich „überwunden“ werden muß und die meint, jeder solle sich seine eigene geschlechtliche Identität aus den Grautönen der Männern wie Frauen vorgeblich nur zugeschriebenen Verhaltensweisen, Lebensstile etc. „zusammenstellen“ können.
Ich möchte wieder Lust darauf haben, Leistung zu bringen, mich im Wettbewerb mit Anderen zu messen, besser zu sein als Konkurrent und nicht vorab durch Gesetze, Regelungen und – wie z.B. Quoten – rechtlich wie moralisch derart eingebremst zu werden. Ich möchte nicht, dass ich bereits vor Beginn meines Berufslebens immer demotivierter werde, etwas erreichen zu wollen (und zu können). Der Grund: ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass dies von den gesunden, heterosexuellen Männern (ohne Migrationshintergrund) nicht wirklich erwünscht wird.
In einer Demokratie hat jede Bevölkerungsgruppe das Recht, zu versuchen, ihre Interessen im pluralistischen Diskurs durchzusetzen bzw. ihre Integrität zu wahren, nur den Männern des einundzwanzigsten Jahrhunderts soll dies offenbar verwehrt werden. Überall sind Frauen auf dem Vormarsch, rücken für und gegen Männer nach, überall gibt es Förderprogramme aller Art für sie, in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, auf allen föderalen Ebenen, in Behörden wie privaten Unternehmen, unabhängig, in welcher Branche der Arbeitswelt, abgekoppelt von individuellen Befähigungen und v.a. vom Leistungswillen. Egal, wo sie anheuern (wollen), werden sie mit offenen Armen begrüßt und dürfen fordern, was sie wollen, alles wir erfüllt, denn es sind ja Frauen und gegen deren (feministische) Anliegen, so mein Eindruck, darf man(n) in dieser nur vorgeblich toleranten Gesellschaft, erst recht in der Politik, nichts haben.
Die Frau als Normal- und Idealmaß. Wo bleiben die Männer? Wo bleibt die Gegenwehr?
Auf Grund der Deutungshoheit dieser Denkstrukturen werden Jungen und Männer in allen Lebensbereichen an den Rand gedrängt und für ihre, das ist biologisch völlig unstrittig und durch zahllose wissenschaftlich-empirische Studien längst belegt, vollkommen natürlichen Verhaltensweisen permanent moralisch beschämt, sanktioniert und von frühesten Kindesbeinen an umerzogen (vgl. Wolfgang Bergmann).
Bleibt zu hoffen, dass dies Wirkung zeigt und der biophobe, allein soziologisch konstruierte (vermeintlich) liberale Egalitarismus, wonach der Mensch zunächst ein weißes Blatt Papier ist, auf das alles nur konstruiert wird, als allein selig machende Idee postmodernen menschlichen Zusammenlebens in seine (intellektuell recht engen) Schranken zurückverwiesen wird.
Die Antwort unseres Mitgliedes:
Vielen Dank für Ihre Kommentare und den Literaturtipp!
Ihr Einwand ist durchaus berechtigt und ergänzt meinen Artikel!
Selbstverständlich ist unideologisierte Soziologie möglich. Glücklicherweise wird dies auch immer mal wieder durch Forschungsresultate belegt und natürlich sind die Gesellschaftswissenschaften genau so einschlägig, wenn es um die Erforschung von Welt und Menschen geht, wie die Naturwissenschaften.
„Gender Studies“ hingegen sind ein Kind unserer Zeit und leider auch des Zeitgeistes.
Der schlägt „für Frauen“, was synonymisiert wird mit der Ideologie des „Feminismus“.
Obwohl sich das Fach eigentlich um Geschlechterkultur drehen müsste, betreiben viele Personen, die im Rahmen solcher Einrichtungen forschen und lehren, aggressive Lobbyarbeit zugunsten dessen, was sie als vorteilhaft für Frauen betrachten.
Daran, dass Männern gezielt geschadet werden soll, dies systematisch anders dargestellt wird, als es gemeint ist und dafür auch noch gemeinhin Beifall einzuheimsen ist, scheint inzwischen gewöhnlich zu sein. Dass aber die Professorinnen und ihre Mitarbeiterinnen de facto den universellen akademischen Anspruch der Unvoreingenommenheit aufgeben, ist nicht hinnehmbar! Sowohl Biologinnen als auch Soziologinnen, die politisch motiviert, wegen ihres Weltbildes und v.a. aus der Anmaßung heraus, sich als „Gesellschaftsbauer“ zu betätigen, nicht nur ausblenden, dass schon bei der Entscheidung für oder gegen ein Forschungsthema erhebliche Wertsetzungen mit einfließen, sondern sich sogar ganz bewusst als „Speerspitze“ einer Ideologie verstehen und die „Studien“ als ihre Instrumente, arbeiten unwissenschaftlich.
Genau dies geschieht derzeit intensiv unter dem Deckmantel des Gummibegriffes „Gender Mainstreaming“: Es geht darum, ein feministisches Weltbild als Normalmaß unserer Denkstrukturen zu etablieren – mit beachtlichem Erfolg, wie der Alltag zeigt.
Zahlreiche der so arbeitenden Lehrstühle sind an soziologischen Fakultäten beheimatet.
Dies fördert, Gemengelagen unterkomplex wahrzunehmen. Keineswegs zwangsläufig, aber, da dort oft Frauen zum Zuge kommen, die, trotz mantrahafter Interdisziplinaritätsbekundungen, zum Einen meist gesellschaftswissenschaftlich ausgebildet wurden, v.a. jedoch ideell mehr als eindeutig zuzuordnen sind. Unliebsame Erkenntnisse verschwinden schlicht.
Diese Personen missbrauchen die Soziologie für ihre gesellschaftspolitischen Absichten!
Wenn sie so arbeiten würden, wie Du es anklingen lässt, dann entsprächen ihre Forschungsergebnisse vermutlich nicht mehr so oft – rein zufällig – feministischen Wahrnehmungen. Folglich könnten sie nicht mehr so leicht als Argumentationshilfe für Forderungen genutzt werden, die, vollkommen wissenschaftsunabhängig, sondern durch das eigene Weltbild und politische Vorstellungen motiviert, ohnehin durchgesetzt werden sollen.
Ich möchte noch gerne etwas konstruktives hinterherschieben: Es gibt auch soziologische Feminismuskritik (was eigentlich absolut folgerichtig ist). Bekannter Vertreter ist Rainer Paris. Hier ein beispielhafter und sehr lesbarer, vom fachchinesich freier Text von ihm zum Thema
http://www.uni-koblenz.de/~vladimir/breviary/paris.html
Ein treffender Absatz:
>>Ich möchte wieder Lust darauf haben, Leistung zu bringen, mich im Wettbewerb mit Anderen zu messen, besser zu sein als Konkurrent und nicht vorab durch Gesetze, Regelungen und – wie z.B. Quoten – rechtlich wie moralisch derart eingebremst zu werden. Ich möchte nicht, dass ich bereits vor Beginn meines Berufslebens immer demotivierter werde, etwas erreichen zu wollen (und zu können). Der Grund: ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass dies von den gesunden, heterosexuellen Männern (ohne Migrationshintergrund) nicht wirklich erwünscht wird.<<
Zum letzten Satz passt:
"Die unterdrücktesten weissen Männer Europas"
http://recognoscere.wordpress.com/2010/12/21/die-unterdrucktesten-weissen-manner-europas/
Herzlich willkommen bei agens e.V. 🙂
Als Soziologe finde ich Deine Soziologiekritik oberflächlich. Die Soziologie ist nicht biophob und keineswegs muss Soziologie heißen, dass man alles und jedes zum Konstrukt erklärt. Es ist eher so, dass der Feminismus die Soziologie benutzt. Aber Soziologie ist eine Wissenschaft und als solche muss sie auch ihre eigenen Prämissen immer wieder kritisch überprüfen. Also muss sie auch offen sein für Kritik und für Neuerungen. Und schon gar nicht darf Soziologie ihre Erklärungsmodelle absolut setzen und sie mit Wirklichkeitsbeschreibungen verwechseln. Es ist daher eher so, dass viele Feministinnen nicht redlich Soziologie betreiben oder die Soziologie im Grunde gar nicht verstanden haben. Die Soziologie ist nicht das Problem im Geschlechterdiskurs, sondern die Neigung zur Ideologie.