Aus Science Daily v. 31. Oktober 2011 – Jungen schneiden in technischen Eignungstests (z.B. mechanische Tests) besser ab als Mädchen. Dasselbe gilt für Erwachsene. Eine neue Studie, die in Perspectives on Psychological Science veröffentlicht wurde, beschreibt eine Theorie, wie es zu diesem Unterschied kommt: der Hauptgrund ist, dass Jungen schlicht interessierter als Mädchen an technischen Dingen sind, wie ein Fahrrad auseinander zu nehmen ist usw.
Eignungstests werden benutzt um vorherzusagen, wie gut Menschen in der Schule und bei der Arbeit zurechtkommen werden. Diese Tests konzentrieren sich auf bestimmte Fähigkeiten oder spezifische Eignungen. Aber die letzten Jahrzehnte der Forschung haben ergeben, dass das, was wirklich zählt, die allgemeine Intelligenz ist und nicht die spezifischen Eignungen, wie der Studienautor Frank Schmidt, von der University of Iowa ausführt.
Die Faktoren, die durch spezifische Eignungstests unter Vernachlässigung der allgemeinen Intelligenz-Komponente in diesen Tests gemessen werden, leisten keinen Beitrag dazu, wie einer seine Arbeit bewerkstelligt. Kluge Leute, so haben Forscher herausgefunden, sind in der Lage, alle Erfordernisse eines jeden Jobs zu erlernen, wenn sie nur dazu motiviert sind. Zumal die Forschung zeigt, dass Männer und Frauen sich im Durchschnitt in der allgemeinen Intelligenz nicht unterscheiden.
Da technische Eignungsmessungen oft als eine Komponente der allgemeinen Intelligenzmessungen benutzt werden, wollte Schmidt wissen, warum Frauen und Männer in der technischen Eignung im besonderen so unterschiedlich abschneiden. Er analysierte die Daten von 10 Untertests der Armed Services Vocational Aptitude Battery, oder ASVAB, um herauszufinden, inwiefern Männer und Frauen in den Tests unterschiedlich abschneiden, einschließlich der Tests über technische Eignung. Er fand heraus, dass auf allen Intelligenzebenen Frauen in der technischen Eignung schlechter abschnitten als Männer. Außerdem hatten Frauen auf allen technischen Eignungsebenen ein höheres Niveau in der allgemeinen Intelligenz. So würden Frauen Intelligenzergebnisse erzielen, die zu niedrig sind, wenn technische Eignungstests als ein Teil der generellen Intelligenz gemessen werden. Das bedeutet, dass technische Eignungstests vorab beeinflusste Indikatoren der allgemeinen Intelligenz von Frauen und Mädchen sein können.
Schmidt postuliert deshalb, dass dieser Unterschied zwischen Männern und Frauen von dem unterschiedlichen Interesse an technischen Zusammenhängen anhängt. Das bewirke, dass technische Erfahrung erworben werden und im Gegenzug die technische Eignungsquote erhöht wir. Er weist nach, dass unter Männern die technische Erfahrung zu besseren Ergebnissen in technischen Eignungstests führen.
Um dies mit Sicherheit zu bestimmen, müsste eine Langzeitstudie durchgeführt werden, die herausfindet, ob frühe Interessen zur späteren Eignung führt, im Gegensatz zu der gegenteiligen Theorie, dass Eignung zu Interesse führt. Wenn diese Theorie richtig ist, könnte es möglich sein, die Lücke in der technischen Eignung zu verkleinern, indem man Mädchen für technische Gebiete interessiert. Interesse sollte zur Eignung führen. Aber das muss nicht funktionieren, sagt Schmidt. „Die Forschung zeigt, dass es sehr schwer ist, das Interesse der Menschen zu verändern“. Interesse sei sehr stabil und werde früh im Leben geformt.
Dazu schreibt Prof. Dr. Gerhard Amendt:
Die Debatte über die ungleiche Teilhabe von Frauen an technischen Berufen trotz zahlreicher Förder- und Mentoring-Programmen an Schulen, Universitäten und Betrieben sowohl in Europa wie in den USA geht noch immer stillschweigend von einer vermeintlichen Diskriminierung oder Frauen nicht ermutigenden Arbeitsplatzatmosphäre aus. Die Tendenz, die technische Abstinenz von Frauen trotz individualisierter Förderung und beschützender Atmosphären proportional zu den Fördergeldern und Leistungen zu brechen, ist fehlgeschlagen. Neuere Forschung zeigt indes, dass die Abstinenz eine Frage des mangelnden Interesses von Frauen an technischen Berufen sein könnte. Wenn es an Interesse mangelt, sind die augenblicklichen Förderprogramme Fehlinvestitionen wie auch alle Versuche durch Identifikationsangebote spät im Ausbildungsprozess noch nennenswertes Interesse für Technikberufe zu wecken, fehl am Platz. Auf jeden Fall belegen die nachfolgenden Forschungserkenntnisse, dass die geringe Zahl von Frauen in technischen Berufen keine Folge der bislang regelmäßig unterstellen Diskriminierung durch Männer ist. „Ausgleichende Gerechtigkeit“ durch Quoten zu erreichen, vermag im Einzelfall etwas verändern, dass strukturelle Problem des nicht vorhandenen Interesses wird damit jedoch keineswegs berührt, geschweige denn gelöst.