Zwei neue Bücher aktualisieren die Männerdebatte

Ob er die „männliche Alice Schwarzer“ wäre, wurde AGENS-Vorstandsmitglied Arne Hoffmann von der BILD-Zeitung nach der Veröffentlichung seiner neuen Bücher „Not am Mann“ und „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ gefragt. In dieser Hinsicht kann man unbesorgt sein. Hoffmann ruft nicht zum Hass gegen ein komplettes Geschlecht auf, er polemisiert und krakeelt nicht, und natürlich wird er vom „Frauen unterdrückenden Patriarchat“ für sein Engagement auch nicht mit Millionen an Fördergeldern honoriert, so dass sich das Anlegen eines Schweizer Kontos lohnen würde. Worum es Hoffmann und anderen „Maskulisten“ stattdessen geht, macht schon der Klappentext seiner Bücher deutlich, dessen zentrale Passage lautet:

„Ein Mensch, der diskriminiert wird, zum Opfer wird oder aus anderen Gründen leidet, verdient Zuwendung und Unterstützung unabhängig von seinem Geschlecht. Wünschenswert und notwendig wäre es, Benachteiligungen, soziale Problemlagen und Menschenrechtsverletzungen in Bezug auf beide Geschlechter zu erforschen, herauszufinden, was die möglicherweise vielfältigen Ursachen dafür sind und realistische Lösungsstrategien zu entwickeln, die dann in einer gerechten Politik zur Anwendung kommen. Es geht nicht darum, Männer statt Frauen zu unterstützen, also schlicht die feministischen Fehler bei Männern zu wiederholen, sondern Männern wie Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen.“

So einfach klingt das. Und so unendlich schwer ist es, diese Auffassung in der herrschenden Geschlechterpolitik durchzusetzen. Wenn Arne Hoffmanns Klassiker „Sind Frauen bessere Menschen?“ wegen seiner zahlreichen Informationen und Belege in der Männerbewegung als „Faktenhammer“ bezeichnet wird und er ihn zu einem der Vordenker dieser Bewegung machte, dann bergen seine aktuellen Titel nicht weniger Brisanz. Vieles von dem, was Hoffmann an Material zusammengetragen hat, dürfte selbst diejenigen verblüffen, die von sich glauben, im Männerthema „drin“ zu sein. Das Kapitel über Menschenrechte allein kann jedem, der nur über ein wenig Mitgefühl verfügt, eine schlaflose Nacht bereiten – zumal es belegt, wie sehr sich Männerdiskriminierung selbst bis in die Vereinten Nationen hinein erstreckt. Und diese schlaflose Nacht wird nicht besser, wenn man im darauf folgenden Kapitel liest, wie erbarmungslos jene, die auf diese Zustände aufmerksam machen, vom Establishment der Genderszene dämonisiert und schlicht fertiggemacht werden. Zugleich aber, und hier machen Hoffmanns Bücher Mut, gibt es immer mehr Wissenschaftler und immer mehr Aktivisten, die jene Zäune einzureißen beginnen, mit denen sich die Wortführer im Geschlechterdiskurs verschanzt und vernagelt haben.

Warum aber gleich zwei Bücher: eines mit mehr als stolzen 400 Seiten (in dem auch AGENS näher vorgestellt wird) und eine abgespeckte Version? Nun, mit „Plädoyer für eine linke Männerpolitik“ appelliert Hoffmann an sein eigenes Lager, sich gegenüber den Nöten und Anliegen von Männern nicht länger blind und taub zu stellen. Er erklärt, inwiefern eine vernünftige Männerpolitik an vielen linken Strömungen und Werten anknüpfen kann, sobald Linke sich davon lösen, den Mann als Feindbild zu begreifen. Wer auf diese Argumentation verzichten möchte – etwa weil er, was die Linke angeht, längst jede Hoffnung verloren hat –,   der ist mit „Not am Mann“ vielleicht besser bedient. Allerdings müsste er dann auch auf das Kapitel verzichten, in dem Hoffmann die Überschneidungen des radikalen Feminismus mit radikal rechtem Denken deutlich macht. Einen von beiden Titeln sollte jedenfalls jeder gelesen haben, dem die Situation von Männern in unserer Gesellschaft der Aufmerksamkeit wert ist.

Hier geht’s zu den zwei Büchern:

Not am Mann
http://www.amazon.de/Not-Mann-Sexismus-gegen-M%C3%A4nner/dp/3579070657/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1392539085&sr=8-2&keywords=Not+am+Mann

Plädoyer für eine linke Männerpolitik
http://www.amazon.de/Pl%C3%A4doyer-f%C3%BCr-eine-linke-M%C3%A4nnerpolitik/dp/149543625X/ref=pd_sim_b_1?ie=UTF8&refRID=0QZR89ZAKVNGVQ6BZ3QB

Und hier ist die erste breit gestreute Presseinfo von BILD